CIO.de Exklusiv-Interview

Die Konkurrenten des E-Postbriefs

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

CIO.de: Hat die Einführung des Bürgerportalgesetzes Auswirkungen auf Ihr Geschäftsmodell?

Kurt Kammerer: Nicht wirklich. DE-Mail betrifft nur einen kleinen Prozentsatz der Briefe, den der Behördenpost. Weil DE-Mail sehr kompliziert ist und im Vergleich sehr teuer sein wird, wird DE-Mail eine Nischenanwendung bleiben. Hinzu kommt, dass DE-Mail als rein deutsches Produkt auf den deutschen Markt begrenzt bleiben wird, während wir schon heute weltweit Anwender haben. Die deutschen E-Mail-Nutzer repräsentieren weltweit einen Anteil von weniger als fünf Prozent, zu wenig für einen kommerziellen Erfolg von DE-Mail. Hinzu kommt, dass die DE-Mail eine gravierende Sicherheitslücke hat. Jede einzelne DE-Mail wird nämlich vom jeweiligen DE-Mail-Provider geöffnet und liegt dort im Klartext vor, bevor sie wieder verschlossen wird. Kunden haben zu Recht Bedenken, denn dadurch entsteht unnötigerweise die Gefahr des Missbrauchs.

Post und DE-Mail zwingen Anwendern neue Mail-Adressen auf

Auch die De-Mail von United Internet und Deutscher Telekom bietet bald rechtssicheren E-Mail-Versand an.
Auch die De-Mail von United Internet und Deutscher Telekom bietet bald rechtssicheren E-Mail-Versand an.

Außerdem zwingt - wie der E-Postbrief - auch die DE-Mail den Nutzer, eine neue E-Mail-Adresse zu verwenden, obwohl dieser den sicheren Postservice am liebsten unter seiner alten nutzen würde. Sachlich gibt es keinen Grund für eine neue E-Mail-Adresse. Man kann hier getrost von einer Fehlkonstruktion sprechen, und es stellt sich die Frage, warum der deutsche Gesetzgeber als einziger weltweit so ein Gesetz verabschieden will. Unserem Service verhelfen allerdings sowohl die DE-Mail als auch der E-Postbrief zur vorteilhaften Positionierung im Markt.

Raimund Schlotmann: Sollte in den nächsten Jahren eine kritische Masse von De-Mail Postkästen entstehen, kann das nach Wunsch des Kunden zu einem Distributionskanal unserer iPost werden. Das kann für den Kunden dann Sinn machen, wenn er eine große Menge seiner Post über diesen Kanal empfangen kann.

CIO.de: Was haben Sie für die Zukunft geplant?

Kurt Kammerer: Wir sind von Beginn an international ausgerichtet, weil E-Mail-basierte Services nur im internationalen Kontext skalieren. Man stelle sich nur für einen kurzen Moment vor, wo E-Mail heute stünde, wenn jedes Land seine eigenen E-Mail-Standards hätte. Wir werden noch dieses Jahr in Benelux und Großbritannien aktiv werden und unsere Position im deutschen Markt ausbauen. Hier überlegen Firmen und Organisationen - angestachelt durch die Werbung für DE-Mail und den E-Postbrief -, wie sie durch die Substitution des klassischen Briefes Kosten senken und die Produktivität steigern können.

Raimund Schlotmann: Auch in Zukunft wollen wir unseren Kunden ein kanalübergreifendes Lösungsangebot zum Versand und Empfang ihrer Rechnungen und Dokumente bieten. Meines Erachtens wird in Unternehmen in Zukunft auch die Digitalisierung und Optimierung des gesamten Bearbeitungsprozesses von Rechnungen und Dokumenten an Bedeutung gewinnen. Erhebliche Vorteile lassen sich kurzfristig durch den Wegfall des Portos und der Druck- und Kuvertierprozesse erzielen, langfristig wirksame Effekte vor allem aber bei den Prozesskosten. So reduziert der Einsatz elektronischer Prozesse beispielsweise mögliche Fehlerquellen bei der manuellen Verarbeitung, gleichzeitig werden sie erheblich beschleunigt.

Zur Startseite