Rote Zahlen und noch größerer Jobabbau

Krise bei Boeing nimmt kein Ende

28.10.2020
Die Corona-Pandemie und die Misere um den Absturzflieger 737 Max halten den Airbus-Erzrivalen Boeing weiter fest im Krisenmodus.
Der US-Luftfahrtriese Boeing ächzt weiter unter der Corona-Krise und dem Dauerdebakel um den Unglücksjet 737 Max.
Der US-Luftfahrtriese Boeing ächzt weiter unter der Corona-Krise und dem Dauerdebakel um den Unglücksjet 737 Max.
Foto: KITTIKUN YOKSAP - shutterstock.com

In den drei Monaten bis Ende September fiel bereits der vierte Quartalsverlust in Folge an, wie der Airbus-Erzrivale am Mittwoch in Chicago mitteilte. Angesichts der prekären Lage und trüber Aussichten plant Boeing mit dem Abbau zahlreicher weiterer Jobs. Es gibt allerdings auch Hoffnungszeichen.

Unter dem Strich erlitt Boeing im dritten Quartal einen Verlust von 466 Millionen Dollar (394 Millionen Euro) nach einem Gewinn von fast 1,2 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. Analysten hatten mit einem deutlich höheren Minus gerechnet. Im zweiten Quartal hatte sich der Verlust sogar auf 2,4 Milliarden Dollar summiert. Der Umsatz brach im dritten Quartal gegenüber dem bereits stark von der 737-Max-Krise belasteten Vorjahreswert um 29 Prozent auf 14,1 Milliarden Dollar ein.

Die Aktie reagierte vorbörslich mit Verlusten, seit Jahresbeginn ist der Kurs bereits um mehr als 50 Prozent gesunken. Die "tiefen Auswirkungen" der Corona-Krise hätten im Verkehrsflugzeuggeschäft zu Einbußen auf breiter Front geführt, erklärte Boeing-Chef Dave Calhoun in einem Memo an die Belegschaft. Der KonzernKonzern stemme sich mit seinen übrigen Sparten wie Rüstung und Raumfahrt sowie mit Kostensenkungen gegen die Krise, müsse aber weiter massiv Personal abbauen. Top-Firmen der Branche Transport

Drastische Einschnitte beim Personal

Bis Ende 2021 dürfte die Mitarbeiterzahl auf etwa 130.000 reduziert werden, so Calhoun. Zum Vergleich: Anfang 2020 hatte Boeing noch etwa 160.000 Beschäftigte. Das Management hatte in den Vorquartalen bereits drastische Stellenstreichungen angekündigt. Zunächst war die Rede von zehn Prozent der Belegschaft, dann hieß es, dass bis zum Jahresende etwa 19.000 Mitarbeiter gehen würden. Vor drei Monaten hatte Calhoun bereits vor möglichen weiteren Entlassungen gewarnt.

Allerdings gab es zuletzt auch etwas Positives. So könnte das Flugverbot für die 737 Max, die im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten weltweit aus dem Verkehr gezogen wurde, schon bald aufgehoben werden. Nachdem eine Steuerungssoftware repariert wurde, die als Hauptursache der Unglücke gilt, rückt die Wiederzulassung in den USA offenbar immer näher. Auch Europas Luftfahrtaufsicht EASA hat bereits ihre Zustimmung signalisiert. "Wir machen wichtige Fortschritte", erklärte Boeing-Chef Calhoun jetzt.

Die Corona-Pandemie, die weite Teile des Luftverkehrs lahmgelegt und viele Fluggesellschaften in Finanznot gebracht hat, dürfte Boeing hingegen noch deutlich länger belasten. Der Konzern rechnet mit einer Durststrecke, die die Nachfrage nach Flugzeugen dauerhaft dämpfen wird. "Es dürfte etwa drei Jahre dauern, um das Niveau von 2019 wieder zu erreichen", sagte Boeing-Manager Darren Hulst kürzlich. Bis die Luftfahrtbranche zu ihrem langfristigen Wachstumstrend zurückkehre, dürften fünf oder sogar mehr Jahre vergehen.

Boeing musste angesichts des geringeren Bedarfs bereits zahlreiche Abbestellungen verkraften. Insgesamt gingen Boeing von Jahresbeginn bis Ende September unterm Strich bereits 381 Aufträge verloren. Der Konzern leidet besonders unter Stornierungen der 737 Max. Doch auch dort hat sich die Lage zuletzt zumindest etwas entspannt - im September wurden die wenigsten Aufträge seit der weltweiten Ausbreitung des neuartigen Coronavirus im Februar zurückgezogen. (dpa/rs)

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