Strategie

Die Macht der Daten schlägt in allen Branchen durch

23.07.2014
Von Manfred Engeser

Virtueller Showroom

Wie man es besser macht, zeigt ein Blick auf die Automobilindustrie, laut Digital Readiness Index die Branche mit dem größten Digitalisierungsgrad - nicht, weil elektronische Gimmicks das AutomobilAutomobil zusehends in ein rollendes Smartphone verwandeln, sondern wegen der zunehmenden Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette: So experimentiert etwa Mercedes mit einem Modul, das Daten aus dem Auto übers Mobiltelefon des Autobesitzers regelmäßig zum Händler schickt. Letzterer kann so schon frühzeitig der Werkstatt signalisieren, welche Arbeiten auf sie zukommen. Top-Firmen der Branche Automobil

Auch Konkurrent BMW setzt, in Kooperation mit IBM, auf digitale Prävention: Die intelligente Analyse Tausender Datensätze aus Testfahrten früherer Modelle, Werkstattberichten und den Datenspeichern der Fahrzeuge soll Entwicklung, Reparatur und Wartung seiner Fahrzeuge optimieren. So kann das Unternehmen Schwachstellen an neuen Modellen eliminieren, lange bevor diese in Serienproduktion gehen. Davon profitieren nicht nur die Kunden, die ihren Wagen seltener zur Reparatur bringen müssen und im Schadensfall schneller wieder zurückbekommen. Mit dem Autositzhersteller Lear haben die Münchner außerdem eine elektronische Lieferkette installiert. Über eine digitale Schnittstelle schickt BMW in Echtzeit die Zahl der benötigten Sitze an Lieferant Lear. Der hat dann 300 Minuten Zeit, die Sitze zu produzieren und ans Fließband zu liefern. Schon im ersten Jahr sparte BMW so mehr als 63 Millionen Euro.

Bei Audi kann man schon heute sehen, wie der Autokauf im Zeitalter der Digitalisierung aussieht - in einem virtuellen Showroom am Berliner Ku’damm. Seit Anfang Februar können Kunden dort ihre individuelle Variante aus der Palette der Ingolstädter Volkswagentochter konfigurieren - aus Millionen Kombinationsmöglichkeiten, auszuwählen an großen interaktiven Touchscreens. Ob die jeweils gewünschte Kombination baubar ist, wird in Echtzeit berechnet.

Ein lohnendes Investment, wie die Erfahrungen des Ingolstädter Autobauers in London zeigen, wo Audi seit Juli 2012 einen solchen Showroom im noblen Viertel Mayfair betreibt. Erste Bilanz: Der Umsatz stieg um fast 70 Prozent, zwei von drei Käufern orderten auf diesem Wege ihren ersten Audi überhaupt.

Auch hinter den Kulissen steigt der Grad der Vernetzung: Um jederzeit über Standort und Zustand jedes Fahrzeugs im Bilde zu sein, setzt Audi am ungarischen Standort Györ seit Juni 2013 auf RFID-Chips: Angebracht an der Frontpartie, ist über die im Chip eingespeicherte Fahrgestellnummer und die Anbindung an interne Datenbanken jedes Fahrzeug jederzeit zu identifizieren - vom Start in der Produktion über das Verlassen des Werks und den TransportTransport zum Händler. Bis Jahresende sollen auch die Werke in Ingolstadt und Neckarsulm auf RFID-Technologie umgestellt werden, mittelfristig auch Dienstleister entlang der gesamten Distributionskette damit arbeiten. "So erhöhen wir Transparenz und Effizienz in Fertigung und Logistik", sagt Heiko Schultz, Leiter der Audi-Transportlogistik. Top-Firmen der Branche Transport

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