Mehr Reichweite als WLAN, mehr Bandbreite als UMTS

Die neue Funktechnik Wimax

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Die neue Breitbandtechnik trifft auf eine gemischte Interessenlage in der TK-Szene. Die Mobilfunkprovider mit UMTS-Lizenzen dürften in Wimax eine unliebsame Konkurrenz sehen, die ihre horrenden Investitionen in Lizenzen und den Aufbau der UMTS-Netze gefährden könnte. Für Festnetzbetreiber eröffnet die Funktechnik möglicherweise die Chance, das DSL-Quasi-Monopol der Deutschen Telekom auf der letzten Meile zu knacken. "Auch das hängt im Wesentlichen von der Regulierung ab. Am einfachsten wäre es sicherlich, wenn die RegTP auf die regulatorischen Rahmenbedingungen für WLAN zurückgreifen würde", sagt Rechtsexperte Lesch. "Die RegTP hatte damals den Weg einer so genannten Allgemeinzuteilung der Frequenzen gewählt. Allerdings müsste Wimax bei einer solchen Regelung zwingend die dort geltenden Frequenzbereiche, die frequenztechnischen Parameter und Zulassungsbedingungen für die Endgeräte einhalten." Das aber würde den besonderen Vorteil von Wimax, die großen Reichweiten und Bandbreiten, einschränken. Eine Allgemeinzuteilung wirft weitere Fragen auf: "Die RegTP ging bei der Allgemeinzuteilung der Frequenzen für WLAN davon aus, dass es sich um einen festen Funkdienst und eine lokale Anwendung handelt. Ob dies bei Wimax noch der Fall sein wird, ist fraglich."

Als Alternative käme die Vergabe von Frequenznutzungsrechten gegen Gebühr oder die Versteigerung der Lizenzen wie bei UMTS in Frage. "Ich denke, dass man aus den negativen Erfahrungen bei der Versteigerung der Lizenzen für UMTS und Wireless Local Loop (WLL - Richtfunk) gelernt hat", sagt Eco-Mann Lesch. "Entscheidend wird sein, dass sich Wimax für eine nahezu flächendeckende Versorgung mit hohen Übertragungsraten eignet. Wo bislang kein DSL verfügbar ist, könnte Wimax eine Alternative für die letzte Meile sein."

Netzaufbau fordert hohe Investitionen

Verlässliche Regelungen sind indes unabdingbar, um potenziellen Investoren Planungssicherheit zu geben. Der Aufbau eines Wimax-Netzes fordert erheblichen Kapitaleinsatz. "Die Kosten einer Sendestation liegen in der Größenordnung einer UMTS-Basisstation und nicht etwa beim Preis eines WLAN, das schon für 100 Euro zu haben ist", sagt der Alcatel-Fachmann Holz. Kämen dann noch hohe Lizenzkosten oder Auflagen hinsichtlich Flächenabdeckung oder garantierter Bandbreiten hinzu, sei kaum absehbar, ob die Geschäftsmodelle kommerziell erfolgreich sein können.

"Dann wären kleinere Anbieter von vornherein ausgeschlossen. Zudem lässt sich das tatsächliche Marktpotenzial zurzeit noch gar nicht abschätzen", sagt Lesch. Obwohl er vermutet, dass die UMTS-Lizenzinhaber ihren Einfluss bei der RegTP geltend machen werden, ist nach seiner Meinung die Allgemeinzuteilung ohne Auflagen der beste Weg: "Es ist nicht Aufgabe der RegTP, die Erwerber von UMTS-Lizenzen vor Wettbewerbern oder neuen Technologien zu schützen. Vielmehr soll sie mit ihren Entscheidungen einen funktionierenden Infrastruktur- und Dienstewettbewerb fördern und unterstützen. Die mit der Ersteigerung der UMTS- Lizenzen verbundenen Gewinnerwartungen dürfen keinen Einfluss auf die regulatorischen Rahmenbedingungen für Wimax haben", meint Jurist Lesch.

Marktkenner Petzke glaubt ohnehin nicht an eine direkte Konkurrenz von UMTS und Wimax: "Anders als in vielen MedienMedien dargestellt, wird Wimax in den nächsten Jahren wohl nicht zum UMTS-Killer werden", sagt der Teltarif.de-Geschäftsführer. Ob die neue Funktechnik als "Next Generation WLAN", als breitbandiger DSL-Ersatz für die letzte Meile oder als Lückenfüller für andere Übertragungstechniken reüssiert, wird nicht zuletzt von der Entscheidung der RegTP abhängen. Top-Firmen der Branche Medien

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