Virtualisierung unerwünscht

Die Server-Strategie der Deutschen Flugsicherung

30.04.2013
Von Hartmut Wiehr

Bei der DFS musste Dell eigens einen Dienstleister beauftragen, der dem speziellen Kundenwunsch dadurch gerecht wird, indem er erst einmal alle am Fließband zusammen gestellten Server wieder auseinander nimmt und alle Einzelteile peinlich genau mit ihren Besonderheiten und Seriennummern registriert. Die anschließend erneut zusammen geschraubten Rechner wandern dann zur DFS oder ins Dell-Lager – für einen späteren Austausch- oder Reparaturfall. Eine Build-by-Demand-Variante, die Michael Dell ursprünglich sicher so nicht im Kopf gehabt hat.

Virtualisierung nicht erwünscht

Die DFS hat ihre Server-Landschaft weitgehend mit Dell-Standardprodukten konsolidiert. Den nächsten konsequenten Schritt in Richtung VirtualisierungVirtualisierung ist sie aber nur in beschränktem Umfang gegangen. Virtuelle Maschinen (VMs) setzt sie lediglich dort ein, wo es nicht weh tut. Mithin im Backoffice-Bereich BK der DFS. Im operativen Bereich dagegen verzichtet man auf diese Technologie. VMs sind letztlich nichts als ein Stück Software, insofern passen sie nur bedingt oder gar nicht in die auf redundante Hardware ausgerichtete IT-Strategie der Behörde. Alles zu Virtualisierung auf CIO.de

Im operativen Bereich der Flugsicherung setzt man auf eine Cluster-Lösung, so dass bei einem Ausfall eines Servers und der auf ihr laufenden Anwendung für eine Übernahme im laufenden Betrieb gesorgt ist. Wie Riedel ausführt, sei damit alles doppelt und dreifach abgesichert. Hier auf Virtualisierungstechnologie und ihre Möglichkeiten von Disaster Recovery und Business Continuity zu setzen, wird explizit abgelehnt: "Nein, das machen wir nicht."

IM DFS-Center in Karlsruhe wird der internationale Flugverkehr sicher über den deutschen Luftraum geleitet.
IM DFS-Center in Karlsruhe wird der internationale Flugverkehr sicher über den deutschen Luftraum geleitet.
Foto: DFS

Insofern vertraut die DFS der traditionellen IT. Bei Server-Virtualisierung, so argumentiert Riedel, würden ja bei einem Server-Crash gleich mehrere Applikationen auf einmal tangiert. Die Einspareffekte durch Konsolidierung auf weniger physikalische Maschinen würden dann durch möglicherweise fatale Konsequenzen konterkariert.

Im übrigen zeige die Erfahrung aus anderen Unternehmen, dass eine 100-prozentige Virtualisierung, wie sie von VMware und anderen Anbietern propagiert werde, reines Wunschdenken sei. Eigentlich gebe es überall in der Bundesverwaltung und eben auch in privaten Unternehmen Anwendungen, die man nicht den Risiken von Virtualisierung aussetzen möchte. So betrachtet, weist man auch die Einführung von Public- oder Hybrid-Cloud-Lösungen im operativen Bereich weit von sich.

Fluglotsen im Center Langen.
Fluglotsen im Center Langen.
Foto: DFS

Bei der DFS vertraut man lieber auf die Wirksamkeit redundant ausgelegter Hardware – eine Strategie, die bei Ersatzteilbeschaffung und Austausch bis ins Extrem getrieben wird. Man dürfe, so Riedel, darüber hinaus nicht vergessen, dass diese Strategie durch die Expertise der Lotsen in den Towern und Centern ergänzt werde. Technologie allein reiche nicht aus, sie hat auch bei der Flugsicherung nur eine unterstützende Funktion.

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