Healthcare IT


Praxis und Ziele

Die Social-Media-Strategie von Bayer Healthcare

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Erstes Ziel der veränderten Social-Media-Strategie: Für Arbeitnehmer interessant bleiben.
Erstes Ziel der veränderten Social-Media-Strategie: Für Arbeitnehmer interessant bleiben.
Foto: Bayer AG

Schnell könne es ansonsten vorkommen, dass sich ein Mitarbeiter in einem Internet-Forum positiv über ein Medikament aus seinem Haus äußert, erklärt Moritz. In anderen Firmen würden die Chefs das vielleicht bejubeln. Handelt es sich beim Produkt aber um ein rezeptpflichtiges Präparat, dann gilt das Lob des Mitarbeiters als unerlaubte Werbung und somit als Compliance-Verstoß.

Moritz vergleicht die Probleme des internationalen Arzneimittelrechts mit denen einer deutschen Boulevardzeitung. In den USA erregte deren iPhone-App Anstoß, weil das Blatt gerne barbusige Frauen präsentiert. Andere Länder, andere Sitten.

Monitoring für Blogs

Bayer Healthcare wolle das Gespür für eine klare Trennung zwischen privater und beruflicher Nutzung sowie zwischen der Äußerung von Fakten und Meinungen schärfen, so Moritz. Das Training soll außerdem jedem einschärfen, Verhaltensregeln und ethische Grundsätze zu beachten und zu melden, wenn falsche Aussagen von Relevanz für das Unternehmen durchs Netz wabern.

Zweites Ziel: Wissensaustausch international sicherstellen.
Zweites Ziel: Wissensaustausch international sicherstellen.
Foto: Bayer AG

Durch das Monitoring von Blogs und Communities verspricht sich Bayer Healthcare einen besonderen Nutzen. Die Bedeutung von Social MediaSocial Media für die Lebenswirklichkeit der Konsumenten steht für Moritz außer Frage. Selbst, wie unlängst ein Autohersteller, fingierte User-Beiträge zu lancieren, um den Verkauf eines neuen Modells anzukurbeln, ist für Bayer Healthcare selbstverständlich tabu. Aber das Web nach Erfahrungsberichten von Patienten zu durchforsten ist für den Pharmahersteller ein höchst aufschlussreiches Unterfangen. Die systematische Beobachtung von Blogs und Foren habe man mittlerweile an einen spezialisierten Dienstleister delegiert, berichtet Moritz. Alles zu Social Media auf CIO.de

Die Öffnung der Social-Media-Welt für Mitarbeiter ist auch strategisch. Sie zielt auf die Rekrutierung von Fachkräften, für die das Netzwerken im Internet längst selbstverständlich ist – vor allem also junge High Potentials. Moritz relativiert allerdings: "Die Nutzung von Social Media ist weniger eine Altersfrage. Untersuchungen haben gezeigt, dass zum Beispiel Frauen zwischen 55 und 65 Jahren auf Facebook sehr aktiv sind." Ziel seines Unternehmens sei es, die Belegschaft insgesamt in Sachen Tools auf dem neuesten Stand zu halten.

So lange Moritz als Musiker, Sportfreund und auch als Mitglied im Kontaktnetzwerk Xing selbst schon in sozialen Netzwerken unterwegs ist, so spät bekam er beruflich mit Social Media zu tun. Das erste Mal habe er sich im Frühjahr 2009 im Vorfeld einer Präsentation damit befasst. "Jetzt gibt es bei uns eine Task Force, die sich mit dem Thema auseinandersetzt", berichtet Moritz, der seit Ende seines Studiums 1987 zur Bayer-Familie gehört. Verschiedene Abteilungen wie IT, Marketing, Vertrieb, Kommunikation und Recht arbeiten gemeinsam an einer tragfähigen Social-Media-Strategie und sollen bis Herbst 2010 Ergebnisse liefern

Das Tempo der Veränderungen in der Social-Media-Welt findet Moritz beeindruckend. Er wisse deshalb noch nicht, wie sich die Lage bis zu seinem Vortrag in Hamburg entwickeln werde, sagt er. Fest steht bis jetzt nur, dass der CIO von Bayer Healthcare von Beginn bis Ende der Strategietage im Hotel Grand Elysee in Hamburg verweilen will - zwecks Networking mit anderen CIOs.

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