Geldverschwendung

Die teuersten Übernahmeflops der IT-Branche



Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Viele Milliarden hat die IT-Branche in den vergangenen 20 Jahren für missratene Übernahmen und Zukäufe zum Fenster hinausgeworfen. Doch welche Flops waren die teuersten? Wir präsentieren Ihnen das nackte wirtschaftliche Grauen. Ganz vorne dabei: Hewlett-Packard und AOL.

Der für seine Drucker und Kopierer bekannte US-Konzern Xerox hatte im Jahr 2010 das texanische Softwareunternehmen Affiliated Computer Services (ACS) für 6,4 Milliarden Dollar übernommen, um zusätzlich zum Büromaschinengeschäft einen Zweig für Business-ServicesBusiness-Services aufzubauen. Alles zu Business Process Management auf CIO.de

Der Plan ging aber nicht auf: Vor wenigen Tagen kündigte Xerox an, sich in eine Hardware- und eine Service-Sparte aufteilen zu wollen, die Verschmelzung mit ACS quasi rückabzuwickeln. Zugekaufte Bereiche wie Rechnungseingangs-Verarbeitung, Lösungen für das Call-Center-Management oder andere Back-office-Dienstleistungen für Unternehmen und Behörden werden künftig wohl wieder in einer eigenständigen Gesellschaft betrieben. Dem Wall Street Journal zufolge liegt ein Vergleich mit der Aufteilung von Hewlett-Packard (HPHP) nahe. Alles zu HP auf CIO.de

HPs Milliardengrab

Solch ein Vergleich bezieht sich indes nur auf die Art der Rückabwicklung, nicht auf die Menge der versenkten Gelder. Denn das wohl größte IT-Übernahmedebakel der vergangenen Jahre gab es schließlich bei HP: Der völlig verkorkste Kauf des britischen AnalyticsAnalytics-Spezialisten Autonomy 2011 war über 11 Milliarden Dollar teuer. Eingefädelt wurde der Deal durch den damaligen Kurzzeit-Chef Leo Apotheker, der den Konzern aufgrund dieses Verlustgeschäfts nach kurzer Zeit schon wieder verlassen musste - immerhin mit satter Abfindung. Seine Nachfolgerin Meg Whitman schrieb direkt einmal 8,8 Milliarden Dollar aus dem Deal ab - fünf Milliarden allein aufgrund "frisierter Buchhaltung" durch Autonomy vor der Übernahme. Alles zu Big Data auf CIO.de

HP reichte im vergangenen Jahr Klage gegen zwei Ex-Manager von Autonomy ein, um sich das Geld zurückzuholen - das Verfahren läuft noch. Angeblich hatte der damalige Vorsitzende des HP-Verwaltungsrats, Ray Lane, die Übernahme einen Tag vor ihrer Bekanntgabe, in einem außerordentlichen Board-Meeting per Telefon noch verhindern wollen. Lane war es allerdings auch, der die Autonomy-Übernahme schon früh unterstützt und das Angebot nach einer ersten Absage hatte nachbessern lassen.

Dell will Perot wieder loswerden

Zwar kein Flop, aber auch kein restlos überzeugender Deal beschäftigt den IT-Konzern Dell seit dem Kauf von IT-Dienstleister Perot Systems für 3,9 Milliarden Dollar im Jahr 2009. Seit der 67 Milliarden Dollar teuren Übernahme von EMC im Herbst 2015 steht ein Perot-Wiederverkauf für 5 Milliarden Dollar im Raum, um damit wenigstens Teile des riesigen Schuldenbergs abzutragen. Auch ein Verkauf von Quest Software und Sonic Wall steht zur Debatte.

Weitere Übernahmeflops der IT-Branche aus den vergangenen 15 Jahren präsentieren wir Ihnen in der folgenden Bildergalerie:

Zur Startseite