IT-Trends 2018 von A.T. Kearney

Die Zukunft der IT – KI, Robotics und Plattformen

Michael Becker ist Partner A.T. Kearney und arbeitet im Bereich Digital Center of Excellence.
Jörg Schmidl ist Manager bei A.T. Kearney.
Plattformgetriebene Businessmodelle, Artificial Intelligence in allen wertschöpfenden Prozessen und die Definition von Anwendungsfällen für Blockchain stehen auf der Agenda 2018.
  • Steigende, gut zugreifbare Datenmengen, günstige Rechenleistung und "as-a-Service"-Angebote tragen Anwendungen der Künstlichen Intelligenz in alle Bereiche des Unternehmens.
  • Der Geheimtipp: Lang bewährte Operations-Research-Anwendungen dehnen sich dank gesteigerter Rechenleistung noch stärker in die operativen Prozesse aus.
  • Der Bedarf an höherer Flexibilität und Geschwindigkeit stellt IT-Bereiche vor die Herausforderung aufzuräumen, um die Vorteile der Digitalisierung voll auszuschöpfen.
  • Dank sowohl digitaler Trends, die Wechselbarrieren für Kunden verringern, als auch der Innovationskraft agilerer Unternehmen, müssen Unternehmen einen Fokus auf Plattformlösungen legen.
Die Top 10 der wichtigsten IT-Trends 2018.
Die Top 10 der wichtigsten IT-Trends 2018.
Foto: Lynix - shutterstock.com

Eine Flutwelle aus Daten überrollt uns seit Jahren - Tendenz steigend. Die Cloud ermöglicht mit Everything-as-a-Service-Angeboten das schnelle Anbinden und Skalieren neuester Technologien für Jedermann; die Erwartungshaltung von Kunden an digitale Interaktion mit dem eigenen Unternehmen steigt kontinuierlich. Die Konsequenz: Flexibilität, Agilität und InnovationInnovation - die IT wird zum direkten Treiber des Geschäfts - sind neben Kosteneffizienz und Zuverlässigkeit, neue Anforderungen geworden. Alles zu Innovation auf CIO.de

Künstliche Intelligenz findet Einzug in alle Bereiche des Unternehmens

Ein ganz klarer TrendTrend für das Jahr 2018 und darüber hinaus liegt im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Die Grundlagen dafür wurden bereits Mitte des 20. Jahrhunderts gelegt, doch erst jetzt bietet sich das ideale technologische Umfeld und die Methoden können nun echten Mehrwert für Unternehmen liefern. Daten - das Futter für die Künstliche Intelligenz - werden im Übermaß und ständig produziert: vom Endnutzer, durch die intensive und allgegenwärtige Nutzung von SmartphonesSmartphones und in den letzten Jahren immer stärker auch von Maschinen selbst (Internet of Things). Alles zu IT Trends auf CIO.de Alles zu Smartphones auf CIO.de

Gleichzeitig sind die Kosten für Rechenkapazität weiter dramatisch gesunken und die Nutzung von nahezu unbegrenzt skalierbaren externen Kapazitäten über die Cloud ist zur Normalität geworden.

IT-Architekturen - Monolithen einbinden

Eine Fokussierung auf IT-Architekturen, die Integration und Flexibilität unterstützen, ist ein weiterer Baustein: Dank Everything-as-a-Service-Konzepten und durch "API'sierung" der Dienste bisheriger monolithischer Kernsysteme können Unternehmen neueste Technologien einfach und schnell einbinden und ihr Unternehmen optimieren. Zahlreiche solcher Angebote existieren bereits und werden kontinuierlich weiterentwickelt und ausgebaut, wie z.B. Microsoft Azure, IBM Watson oder Amazon AI.

Die Anwendungsfälle sind dabei mannigfaltig. Marketing wird zielgerichteter basierend auf Datenanalysen über Kunden und deren Verhalten, die Produktion wird effizienter zum Beispiel durch Predictive-Maintenance-Anwendungen. Auch vor Prozessen im Backoffice machen die bereits in Realisierung befindlichen Anwendungen der Künstlichen Intelligenz und Automatisierung keinen Halt: Im "einfachsten" Fall werden manuell-digitale Prozesse von "digitalen Robotern" übernommen.

Robotic Process Automation

Diese Robotic Process Automation (RPA) verursacht in vielen Fällen bei einer nahezu 100-prozentigen Genauigkeit nur mehr 20 Prozent der Kosten. So wird beispielsweise die Papierrechnung zunächst von OCR-Software gelesen, dann von einem trainierten Machine-Learning-System verstanden und die Daten anschließend von einem RPA-Roboter in den Standardprozessen verarbeitet.

In komplexeren Szenarien werden bisherige menschliche Interaktionen durch "intelligente Unterstützer" übernommen, wie bei der immer populäreren Nutzung von Chatbots, die über Spracherkennung und Künstliche Intelligenz in der Lage sind, Kundenanfragen ohne Wartezeit zu verarbeiten und zu beantworten.

Langfristig ist davon auszugehen, dass jeder Bereich im Unternehmen von dem zusätzlichen Erkenntnis- und Effizienzgewinn durch Künstliche Intelligenz Gebrauch machen wird - nicht zuletzt auch in strategischen Fragestellungen.

Geheimtipp: Revamped Operations Research als Trend der nächsten Jahre

Ein weiterer, derzeit noch selten auf der CIO-Agenda zu findender, aber kommender Trend für die Zukunft - also ein "Geheimtipp" - ist in seinem Kern nicht neu: Revamped Operations Research. Mehr verfügbare Daten, höhere Rechenleistung zu geringen Preisen sind auch für ein erneutes Aufflammen des Operations Research die Treiber.

Optimierung komplexer Abläufe unter Betrachtung aller Schritte eines Unternehmens, also Ende-zu-Ende, braucht heute keine Wochen mehr, sondern kann vielmehr in die operativen Abläufe integriert werden. Dadurch werden komplexe Logistiknetzwerke ebenso wie Produktionsprozesse im Zeitalter der Industrie 4.0Industrie 4.0 mathematisch beweisbar optimal gelöst - in nahezu Echtzeit. Einige wenige Firmen nutzen die immensen Effizienzgewinne bereits, viele werden in den nächsten Jahren folgen. Alles zu Industrie 4.0 auf CIO.de

Der Ballast durch Legacy-Systeme wird zunehmend kritischer

Unter dem Mantra "Aufräumen" steht ein Thema auf fast jeder CIO-Agenda und dreht sich um die Frage: Wie bekomme ich meine bisherige IT bei gleichbleibendem Budget in eine Form, die es mir erlaubt, bei der DigitalisierungDigitalisierung richtig mitzuspielen? Oft sind über 70 Prozent der verfügbaren Ressourcen an Legacy-Systeme gebunden. Eine nur schrittweise Veränderung erweist sich an dieser Stelle oftmals als zu langsam oder zu komplex. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Unseren Ansatz zur Beantwortung dieser komplexen und wichtigen Fragestellung nennen wir "Fix the legacy and transform to digital". Dabei betrachten wir nicht nur das Verändern technischer Architekturen, die meist nicht flexibel gestaltet sind, sondern auch ein gleichzeitiges Erschließen neuer digitaler Umsatzquellen.

Neue Ausgestaltung der IT-Organisation

Die Komplexität des gesamten Themas umfasst tatsächlich viel mehr als nur die reine Technologie und dreht sich insbesondere auch um die gesamte interne Ausgestaltung der IT-Organisation. Gerade für letzteres gab es bereits in vergangenen Jahren diverse Lösungsversuche: ausgegliederte Labs für "agilere" beziehungsweise "digitalere" Themen, Ausgestaltung einer "2-Speed-IT", also bewusste Trennung in "alte" und "neue" IT-Themen und damit zwei IT-Aufbauorganisationen. Beides sind jedoch Ansätze, die sich nicht bewähren konnten. An dieser Stelle sehen wir vielmehr integrierte Solution-Teams mit Ende-zu-Ende-Verantwortung und stärkere Umsetzung von DevOps-Ansätzen als zielführende Vorgehen.

Dynamik im Unternehmensumfeld befeuert "Platformization"

Selbst in klassischeren Industrien ist eine immer stärkere Dynamik im Unternehmensumfeld zu beobachten. Digitale Lösungen - meist von jungen, schnell agierenden Firmen entwickelt - stellen auch im Geschäftskundenumfeld attraktive Lösungen mit sinkenden Wechselbarrieren dar. Zudem begrüßen Kunden über alle Industrien hinweg die Möglichkeit, nicht nur einen, sondern mehrere ihrer Bedürfnisse über einen Kanal zu decken. Was im Privatleben Firmen wie Amazon vormachen wird also zunehmend auch im Geschäftsumfeld zur Normalität.

Neben dem Kauf von Produkten über ein einfaches Interface sollen Logistikdienstleistung, Finanzierung oder Qualitätschecks an gleicher Stelle angeboten werden - ob von der Plattform als eigene Dienstleistung oder als Vermittler von Diensten der oben genannten "jungen Wilden" ist für den Kunden dabei meist zweitrangig.

Alle Industrien sind betroffen

Viele Firmen stellen sich daher die Frage, ob der Betrieb einer Plattform einerseits wegbrechendes Geschäft durch dynamische neue Konkurrenten abfedern kann und andererseits ein neues Geschäftsfeld darstellen kann. Diesen Trend haben wir in breiter Basis in den verschiedensten Industrien wahrnehmen können: Die Metall-Wertschöpfungskette ist hierbei genauso betroffen wie fertigende Betriebe mit Teilauslagerung, globale Händler von Lebensmitteln, oder Daten- bzw. Informationsintermediäre. Häufig wird diese Fragestellung aus dem Bereich der Geschäftsstrategie von der IT als erstes getrieben oder die IT wird früh von der Geschäftsseite beauftragt, die Potenziale auszuloten.

Top 10 der wichtigsten IT-Trends 2018

1. Artificial Intelligence: Integration von Künstlicher Intelligenz in jegliche wertschöpfenden Prozesse

2. Architektur: Modernisierung der IT-Landschaft zur Vorbereitung der Digitalisierung

3. Automatisierung von Backoffice-Prozessen

4. Aufbau von Ökosystemen zur Steigerung von IT-Agilität und Ergebniserstellung

5. Business Model Innovation

6. Platformization: Gestaltung und Umsetzung von plattformgetriebenen Businessmodellen

7. IT-SecurityIT-Security Alles zu Security auf CIO.de

8. Wandlung von Kernsystemen: S/4HANA

9. Edge Computing: Aufbau einer optimalen logischen Struktur und Architektur

10. BlockchainBlockchain: Definition möglicher Anwendungsfälle und tatsächlicher Impact auf das Geschäft Alles zu Blockchain auf CIO.de

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