Strategien


Der Patient braucht Ruhe

Die Zukunft von Hewlett-Packard

Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Alle Versprechen Makulatur

Todd Bradley, Chef der Personal Systems Group, hängt etwas in der Luft. Die Zukunft der PSG und damit von ihm sind noch unklar.
Todd Bradley, Chef der Personal Systems Group, hängt etwas in der Luft. Die Zukunft der PSG und damit von ihm sind noch unklar.
Foto: HP

Ein halbes Jahr später waren alle Ankündigungen Makulatur. Ohne den Chef der Personal Systems Group, Todd Bradley, vorher eingeweiht zu haben - erst drei Tage vor der offiziellen Verlautbarung eröffnete Apotheker dem PSG-Chef die Neuigkeiten beim Abendessen -, teilte der HP-CEO einer irritierten Öffentlichkeit mit, man werde die Produktion des "TouchPad" genannten iPad-Konkurrenten einstampfen. Noch vorhandene Chargen würden für 99 Dollar (etwa 200 Dollar unter Produktionspreis) verschleudert. Ferner plane HP, sich vom PC-Geschäft zu verabschieden und sich damit auch von TabletsTablets und SmartphonesSmartphones zu lösen. Ein Spinoff der PC-Division sei Apotheker die liebste Variante, andere Optionen behalte man sich allerdings vor. Alles zu Smartphones auf CIO.de Alles zu Tablets auf CIO.de

Außerdem werde man den auf die Verarbeitung unstrukturierter Daten spezialisierten Anbieter Autonomy für 10,5 Milliarden Dollar kaufen - ein Preis, der vielen Experten weit überhöht scheint, der Autonomy-Aktionären aber immer noch zu niedrig ist. Prompt ging die HP-Aktie in den Sturzflug über. Binnen Stunden verlor sie 20 Prozent ihres Wertes.

Auftrag zum Umbau

Léo Apotheker, bei SAP und HP geschasster CEO mit wenig Kommunikationstalent nach innen und außen.
Léo Apotheker, bei SAP und HP geschasster CEO mit wenig Kommunikationstalent nach innen und außen.
Foto: HP

Apotheker hatte bei Amtsantritt nach Meinung von Experton-Analyst Andreas Zilch "offensichtlich den Auftrag zum Umbau des Konzerns erhalten". Mit der Fokussierung auf Software- und Servicethemen habe er wohl versucht, diesen Kurs "aus seiner Sicht konsequent umzusetzen". Seine mangelnde Kommunikationsfähigkeit innerhalb des Konzerns und in die Öffentlichkeit, die ihn auch schon bei SAPSAP um sein Amt brachte, schafften allerdings auch bei HP Probleme - nicht zuletzt mit dem Verwaltungsrat. Alles zu SAP auf CIO.de

Das Ende vom Lied waren anscheinend lancierte Meldungen in der "New York Times" und im "Wall Street Journal", die am 21. September orakelten, Apothekers Tage seien gezählt, Meg Whitman werde ihn beerben. Unklar schien nur noch, ob als vorübergehende oder auf lange Sicht eingesetzte Spitzenfrau von HP. Einen Tag später saß sie im Sattel.

Raymond Lane als amtierender Vorsitzender des Direktoriums begründete den Wechsel mit den Worten: "Leo war durchaus gut darin, herauszufinden, was HP tun musste, um Mehrwert zu schaffen." Aber dem geschassten CEO hätten wichtige Management-Werkzeuge gefehlt, wie etwa "Operational Excellence, Menschenkenntnis und Kommunikationsfähigkeit". Als man am Tisch im Direktorium in die Runde gesehen habe, sei plötzlich allen klar geworden, dass es da jemanden gab, der all diese Fähigkeiten in sich vereinte: "Meg hat all diese Dinge."

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