Strategien


Praxis-Erfahrungen von Webasto

Digital Factory trifft auf Smart Factory

In seinen beruflichen Stationen bei Siemens, Staufen AG, MT Aerospace und aktuell Webasto trug Dr. Walter Huber überwiegend die Verantwortung für strategische Veränderungen. Aktuell ist er bei Webasto als Director im Produktionsbereich/Manufacturing Engineering beschäftigt. Im Laufe seiner beruflichen Tätigkeit hat er über 30 Industrie 4.0 Projekte umgesetzt und mehrere Firmen in Richtung Industrie 4.0 transformiert. Hierzu ist auch beim Springer Verlag das Buch mit dem Titel Industrie 4.0 in der Automobilproduktion erschienen. Ein weiteres Buch mit dem Titel Wie Technologien unsere Wirtschaft und unsere Unternehmen verändert erscheint ebenfalls beim Springer Verlag.
Daniel Weidel beschäftigt sich intensiv mit der Entwicklung und Umsetzung von IT- und Geschäftsstrategien. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf den Themen Digitale Transformation und agile Arbeitsmethoden in Industrieunternehmen.

In Summe entsteht eine Smart Factory die ohne Medien- und Prozessbrüche und papierlos auskommt. Automatisch generierte Dashboards und eine Kennzahlenpyramide helfen in der täglichen Arbeit. Repetitive Tätigkeiten zur Erstellung von Reports gehören somit perspektivisch der Vergangenheit an.

Digital Factory

Wichtig im Kontext einer Smart Factory ist eine klare Zielsetzung und Beschreibung inkl. welche Rolle hierbei die Digital Factory spielt. Vereinfacht gesagt, ist die Digital Factory die virtuelle Repräsentation der Smart Factory in ihren wesentlichen und bestimmenden Elementen. Webasto half bei internen Diskussionen insbesondere die VDI-Norm 4499 für eine klare Abgrenzung und funktionale Darstellung.

Eine Einordnung der Digital Factory in den Gesamtkontext (Abbildung 2).
Eine Einordnung der Digital Factory in den Gesamtkontext (Abbildung 2).
Foto: Webasto

So konnte auch der Funktionsumfang der Digital Factory im Kontext des Produktentstehungsprozesses festgelegt werden, siehe Abbildung 2. Eine individuelle Anpassung und das Herausarbeiten von unternehmensspezifischen Schwerpunkten der VDI-Norm erfolgte zwangsläufig, siehe Abbildung 3. So werden etwa Stücklisten, wie auch in vielen anderen Unternehmen, durch das jeweilige Product Lifecyble Management Tool erzeugt und gepflegt. Die gegenüber der VDI-Norm bei Webasto aktuell weniger im Fokus stehenden Themen wurden ausgegraut.

Der Funktionsumfang der Digital Factory (Abbildung 3).
Der Funktionsumfang der Digital Factory (Abbildung 3).
Foto: Webasto

Der Mehrwert einer digitalen Vorab-Repräsentation, in Form einer Digital Factory, ist unbestritten, schon allein, weil Webasto zahlreiche Produktionslinien unterschiedlicher Komplexität aufbaut und betreibt. Auch haben die jüngsten Entwicklungen, wie etwa die Corona-Pandemie, gezeigt, dass eine virtuelle Vorabdarstellung die Arbeit deutlich erleichtert. Gemäß den sehr heterogenen Anforderungen einer Produktionslinie kommen auch unterschiedliche Werkzeuge zu deren Planung zum Einsatz.

Wichtig ist, eine durchgängige Kopplung der jeweiligen IT-Systeme von der Entwicklung bis hin zur Produktion zu erreichen. Änderungen im Produkt lassen sich darüber systemgestützt entsprechend verfolgen. Konkretes Anwendungsbeispiel der Digital Factory ist die Planung von sogenannten Multiproduktlinien für Dachsysteme oder die Batterie-Fertigung. Umfangreiche Material- und Ablaufplanungen sind für eine optimale Systemauslegung wichtig. Dazu gehört auch die Ermittlung der optimalen Anzahl an fahrerlosen Transportsystemen je Werk.

Daneben gilt es, die Produktionsprozesse im Vorfeld zu verifizieren, ebenso wie die Erzeugung der erforderlichen Nummerischen-Steuerungsprogramme. Am Ende muss auf Basis dieser Vorarbeiten eine virtuelle Inbetriebnahme von einzelnen Maschinen und ganzen Linien sichergestellt werden. Die digitale Darstellung hilft auch in der Diskussion mit Kunden. Bei der Konzeption von Volumenlinien mit geringer Komplexität kommen deutlich einfachere Werkzeuge zum Einsatz.

Fazit

Als Produktions- und IT-Einheit ist es für die digitale Transformation wichtig, Konsens über die Definition der zentralen Begriffe zu erreichen. In Summe stellt eine Business Capability Map dafür ein wichtiges Kommunikations- und Diskussionsmedium dar. Darüber hinaus dient sie zur Aufstellung und Überprüfung der Roadmap im Bereich der Smart Factory. Bei allen Bestrebungen geht es darum, weniger das technisch machbare, sondern vor allem das wirtschaftlich Sinnvolle umzusetzen. Somit stehen hinter allen Aktivitäten und Projekten immer entsprechende Kennzahlen und wie diese durch geeignete Technologien verbessert werden können. (rs)

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