"Jede Branche hat die Anbieter, die sie verdient"

Digitalisierung muss branchenorientiert sein

15.07.2015

Damit zählt Müller definitiv nicht zu den 28 Prozent deutscher IT-Chefs, die aktuell um ihren Einfluss auf Executive-Ebene fürchten. Weltweit sind es laut Brocade sogar 38 Prozent. Allerdings gehört der Informatiker auch nicht gerade zu den repräsentativen Retail-CIOs. Die meisten seiner Branchen-Kollegen haben ihre Mühe, Kassen- und ERP-Systeme auf dem Stand der Dinge zu halten. Die Zusammenführung von Onsite- und Online-Systemen zählt dabei zu den Mammutaufgaben – jedenfalls für die Retailer, die überhaupt schon online handeln. In weiten Teilen der Welt sind die Händler davon noch weit entfernt. Der Branche insgesamt wäre mit einer Drei übertrieben geschmeichelt.

Als Grundlage der Digitalisierung aller Branchen sieht Dr. Ferri Abolhassan, T-Systems Geschäftsführer und Leiter der IT-Division, die Cloud. "Denn digitale Transformation heißt vor allem, gigantisches Datenaufkommen zu managen. Nur mit der Cloud können solche Datenmengen zentral gesammelt, gespeichert und in Echtzeit ausgewertet werden. Und so kommen innovative Technologien der Digitalisierung wie IoT, Big Data & Co. erst zum Tragen. Aber", so Abolhassan: "Wann profitieren Unternehmen denn wirklich von der Cloud? - Doch nur, wenn sie ihnen Skalierbarkeit, Sicherheit und Kostenvorteile in einem bringt. Und im Idealfall den strengen Datenschutz des Gesetzgebers". Das jedoch braucht einen Partner, "der Transformation in jeder Größenordnung über den gesamten IT-Stack managen kann - von der Infrastruktur über die Applikationen bis zu den Devices". "Das schütteln Sie nicht mal eben so aus dem Ärmel", meint der Informatiker nach zehn Jahren Transformationserfahrung. "Dazu brauchen Sie die richtige Mannschaft, das Technologie- und Prozess-Know-how. Ausserdem hochperformante Rechenzentren und natürlich ein leistungsfähiges Netz. Denn unterm Strich muss die Cloud immer einfach, sicher und bezahlbar sein".

"Ein wachsendes Feld an Simulation"

Die meistgewählte Selbsteinschätzung ist - wie schon 2014 - wieder die Vier. 14 von 40 internationalen CIOs stufen sich auf diesem Niveau ein. Beispiele für diese Einschätzung stammen aus allen Branchen:

  • Tunç Noyan, CIO von Erdemir, einem türkischen Produzenten von Stahl, bezeichnet sein eigenes Unternehmen als traditionell. "Wir sind immer noch ein Hersteller. Bei der Digitalisierung wollen wir als erstes die Kommunikation in unserem Unternehmen verbessern."

  • Sundi Balu, CIO des australischen Telefonanbieters Telstra mit Sitz in Hongkong, könnte sich eigentlich eine Fünf geben, denn alle seine Services sind bereits digital. Er zögert jedoch: "Die Hauptherausforderung ist alle Regionen auf ein konsistentes Prozess- und Datenmodell zu bringen."

  • Hajo Popp, CIO des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem deutschen Äquivalent zur amerikanischen NASA, sagt über die Arbeit seiner 8.000 Kollegen aus der Forschung "Digitalisierung heißt für uns vor allem ein wachsendes Feld an Simulation. Wir brauchen mehr Rechenleistung. Wir brauchen große Datenvolumen."

  • Michael Nilles, CIO des Aufzugherstellers Schindler aus der Schweiz, spricht für alle Vertreter der Fertigungsindustrie. Der Trend geht dort weg von Produkten, hin zu Service. Schon heute verdient Schindler deutlich mehr mit der Wartung von Aufzügen und Rolltreppen als mit der Neuinstallation. Jetzt ist er auf dem Sprung zu ganz digitalen Services: "Wir haben eine App entwickelt, wenn Sie mit der ein Gebäude betreten, weiß der Aufzug, wer Sie sind und wo Sie hin wollen."

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