Die wöchentliche CIO-Kolumne

E-Business hat keinen messbaren Wert

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.
Auf dem E-Business-Gipfel in Montreux gestehen die Macher, dass sie den Wert ihrer Arbeit nicht beziffern können. Müssen sie auch nicht, meint Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, der die Einführung des E-Business mit der des Telefons vergleicht: "Wer da den Produktivitätssprung nicht sieht, der muss blind sein", sagte Walter am Sonntag zu Beginn der Veranstaltung. Einräumen musste er jedoch, dass man das Produktivitätsplus nicht messen kann.

Messversuche gibt es trotzdem. So sind IT-Anbieter wie ChristianSchmidt von SAPSAP im Montreux Palace fleißig bemüht, ihren Kunden einenReturn on Investment von E-Business-Projekten vorzurechnen. Auch dieAnwender versuchen, den Wert ihrer Arbeit zu quantifizieren. Nurgelingt ihnen dabei nicht, die zweifellos erzielten (qualitativen)Gewinne eindeutig zuzuweisen. Die Fachbereiche verbuchen den Erfolgder E-Business-Projekte auf ihrer Seite. Schließlich, hört manallenthalben, hätten sie ihre Prozesse verändert, was den Löwenanteilder Arbeit darstelle. Die IT-Abteilungen sehen sich jedochgleichermaßen als Produktivitäts-Verbesserer, da sie die Technikeingeführt haben und die Kosten dafür tragen - wenn nicht einE-Business-Stab seine Kostenstelle dafür hergibt. Alles zu SAP auf CIO.de

Wohl denen, die diesen akademischen Diskurs der Controller über denWert des E-Business beziehungsweise der dazugehörigen Kostenstellenicht führen müssen. "Ich brauche keine Rechtfertigung", erzähltJoachim Bartel, Geschäftsführer der Gehe Informatik Services und derGehe Pharmahandel Deutschland GmbH, in seinem Vortrag zum Nutzen deselektronischen Geschäfts am Montagmorgen. In seiner Doppelrolle alsMacher der Business- und der IT-Strategie kann er daraufverzichten, harte Kennzahlen aus dem E-Business herauszupressen. Ihmreicht der Hinweis, dass die "Brand Awareness" oder der"Lifetime-Value eines Kunden" gestiegen sind. "Es geht darum, denBusiness-Process zu gestalten", sagt Bartel.

So sehen das auch die anderen Sprecher in Montreux: DieGeschäftsprozesse müssen sich wandeln. Folgerichtig nehmen die Rednerdas Wort E-Business kaum noch in den Mund, auch wenn sie auf demdeutschen "E-Business-Gipfel" dozieren. Das Wort ist zu lange,abgekoppelt von den Prozessen in Extra-Stabsstellen, zirkuliertworden, und sein Wert lässt sich sowieso nicht berechnen (siehe oben)- höchstens die Kosten. Wer also bei seinem Vorstand Geld fürNetz-Projekte locker machen will, der lasse das Buh-Wort besser weg,sonst nimmt der Rechtfertigungsdruck nur unnötig zu.

Als Beleg für diese These konnte das Programm des Gipfels vomDienstag, dem 19. November dienen. Da besprechen rund 80E-Business-Fachleute - unter ihnen zahlreiche CIOs - in kleinenZirkeln die Probleme, die sie im Augenblick umtreiben. In so genanntenInkubatoren geht es um: Customer Relationship Management, BusinessIntelligence, IT-Sicherheit und Business Process Alignment. Ach ja,und dann ist da noch der Diskussionskreis von Werner Fischer,Executive Vice President bei Bertelsmann Springer. Der fragt: "Lassensich mit E-Business-Geschäftsprozesse optimieren und Kosten senkenoder ist E-Business nur "nice to have"?

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