Interview mit einem Pionier

Ein Ex-Banker mischt die Green Economy auf

15.01.2013
Von Jan Willmroth
Natur ist für ihn Kapital, hohe Verschuldung ein Kernproblem: Pavan Sukhdev, ehemaliger Top-Banker, kämpft für einen radikalen Wandel der Unternehmenskultur.
Pavan Sukhdev plädiert für einen radikalen Umbruch und fordert: "Kommt endlich in der Wirklichkeit an!"
Pavan Sukhdev plädiert für einen radikalen Umbruch und fordert: "Kommt endlich in der Wirklichkeit an!"
Foto: Pavan Sukhdev, GIST Advisory Private Ltd.

Pavan Sukhdev sieht nicht aus wie ein Weltverbesserer. Nach außen geht er immer noch als der Deutschbanker durch, der er bis vor wenigen Jahren war: Maßanzug, Seidenkrawatte, das Auftreten eines Topmanagers. Seine Ideen und Worte aber sind radikal. Wenn er spricht ist von seinem Vorleben als Karrierebanker nichts mehr zu spüren.

Er redet über den Widerspruch zwischen Wachstumsglaube und Umweltausbeutung, über Werbung, die nicht informiert, sondern aggressiv zum Kaufen anregt, über Verschuldung, über Umweltsteuern. Er ist der ideale Botschafter für einen grünen Wandel - denn Unternehmenslenker nehmen ihn ernst und hören ihm zu.

Bis vor Kurzem war Sukhdev Chef der Green-Economy-Initiative des UN-Umweltprogramms, wo er die Studie TEEB und den Green Economy Report verantwortete. Im September erschien sein Buch "Corporation 2020", in dem er aufzeigt, wie ein grundsätzlicher Wandel der Unternehmenskultur möglich wäre. Das Buch ist Teil einer Kampagne, mit der er Manager und Politiker für seine Ideen gewinnen will. Am Rande der Konferenz haben wir ihn gefragt, ob das nicht zu viel auf einmal verlangt ist.

Herr Sukhdev, Sie plädieren für einen radikalen Umbruch: Unternehmen sollen ihre Umweltauswirkungen messen und veröffentlichen, die Werbung soll verantwortungsvoll werden. Außerdem fordern sie, dass Verschuldung begrenzt und die Entnahme natürlicher Ressourcen besteuert wird. Ist das nicht eine zu ambitionierte Vision?

Sukhdev: Nein, sie ist sogar noch schwach. Ich lasse mich davon leiten, was wir in zehn Jahren wirklich erreichen können. Und ich denke an die Zeit, die uns noch bleibt. Was die Ressourcen betrifft, stoßen wir bald an die Grenzen der Belastbarkeit unseres Planeten. Das gilt heute schon für das Klima, die Artenvielfalt, bald für Stickstoff und Phosphat, die in der Landwirtschaft unersetzlich sind. Wenn allein Marokko und Südafrika rund 50 Prozent des weltweit vermuteten Phosphors kontrollieren, sollte das ein Alarmsignal sein - weil wir uns abhängig machen.

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