Mit dem Auge des Adlers

Ein Tag im Leben eines Entwicklers

Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Austausch mit Studenten

15:30 Diplomand Caspar kommt vorbei. Er ist einer von zwölf Studenten, die bei Pentasys ihre Abschlussarbeit schreiben. Das Systemhaus gibt das Thema vor und betreut den Studenten sechs Monate lang, was oft der Ausgangspunkt für den anschließenden Berufseinstieg ist. Auch Günther Reisner, der physikalische Technik studierte und seine Leidenschaft fürs Programmieren entdeckte, war einst Diplomand bei Pentasys und wurde damals von Vorstand Franz Wenzel betreut.

Entwickler gesucht

Projekt-Manager, Softwareentwickler und -architekten sucht Martin Lehnert das ganze Jahr über. Er leitet das Personal-Management des Münchner Systemhauses Pentasys, das 130 Mitarbeiter beschäftigt. "Eigentlich war es nie besonders einfach, Java-EE (Enterprise Edition)-Entwickler zu bekommen", sagt Lehnert. "Aber heute brauchen wir mehr Energie, um die passenden Leute zu finden." Zu Letzeren zählt Lehnert nicht unbedingt die Einser-Absolventen. Die Note ist nur ein Kriterium unter mehreren, viel entscheidender sei die Projekterfahrung, die auch schon ein Berufseinsteiger in Praktika oder Entwicklungsjobs erworben haben kann.

Um möglichst früh Bewerber auf Pentasys aufmerksam zu machen, betreuen Mitarbeiter wie Günther Reisner Abschlussarbeiten von Studenten. Das Thema gibt das Systemhaus vor, der Student setzt es im Unternehmen um und steigt dann oft nach dem Abschluss fest ein. Jedes Jahr werden auf diese Art etwa zwölf Abschlussarbeiten geschrieben.

Heute betreut Reisner selbst Studenten. Caspar, der sich in seiner Arbeit mit der Programmiersprache Scala befasst, ist etwas frustriert, die letzten drei Tage hat er auf der Stelle getreten. Die Entwicklungsumgebung Eclipse scheint in diesem Fall nicht die richtige zu sein. Zusammen beschließen sie, dass Caspar es mit Netbeans versuchen soll. Vom Austausch mit den Studenten profitiert auch der erfahrene Entwickler: "Die Studenten bearbeiten immer die neuesten Themen, so dass ich auch einen guten Einblick bekomme", sagt Reisner, der sich im Internet, mit Fachzeitschriften und internen Workshops weiterbildet.

Den Erfolg sichtbar machen: Ist eine Anwendung in die neue Plattform migriert, hängt Entwickler Reisner das Post-it um.
Den Erfolg sichtbar machen: Ist eine Anwendung in die neue Plattform migriert, hängt Entwickler Reisner das Post-it um.
Foto: Friedrich Schanda/Pentasys

Allerdings ist er lange genug im Geschäft, um die Grenzen der Weiterbildung zu kennen: "Das Feld ist einfach zu groß, um überall am Ball zu bleiben." Technisches Wissen, belegt auch durch diverse Zertifizierungen, ist für den Entwickler und Softwarearchitekten nur die eine Seite der Medaille. Die andere sind die Soft Skills: Reisner hat nicht nur innerhalb von Pentasys schon Workshops und Vorträge gehalten, sondern auch beim Kunden. Und eine Fähigkeit, die man im Studium nicht ausbilden kann, ist in seinen Augen besonders wichtig im Projektalltag: "Im direkten Kundengeschäft muss man lernen, diplomatisch zu sein."

Dass Reisner die meisten Projekte direkt beim Kunden vor Ort abwickelt, schätzt er sehr. "Dadurch bekomme ich einen guten Einblick in die unterschiedlichsten Anwendungen und Prozesse. Und je mehr man kennen lernt, um so mehr neue Ideen bekommt man."

17:00 Reisner packt zusammen. Acht Stunden sind genug für den Familienvater, der seine Kinder nicht nur zu Bett bringen möchte. Morgen wartet ein neuer Tag mit neuen Bugs. Ein Fall für den Entwickler mit dem geübten Auge und der Ruhe der Erfahrung. (Computerwoche)

Zur Startseite