Offshore Outsourcing

Einmal Indien und zurück

07.02.2005
Von Marita Vogel

Handelt es sich um ein großes Offshoring-Projekt, bei dem die Mitarbeiter des Kunden übernommen werden sollen, eröffnet sich ein neues Minenfeld. "Inder haben ein naives Bild vom deutschen Arbeitsrecht", hat Röder beobachtet: "Viele glauben, diese neuen Mitarbeiter nach sechs Monaten wieder entlassen zu können." Warnungen deutscher Human-Resources-Manager würden oft nicht ernst genommen.

Unkalkulierbares Risiko: Firmenchef

Ein Stolperstein ganz anderer Art befindet sich im eigenen Unternehmen - und zwar ganz oben: Immer wieder wird von CEOs oder Geschäftsführern berichtet, die von ihren IT-Managern Offshoring-Aktivitäten um jeden Preis fordern. Sei es der mittelständische Schraubenhersteller im Süddeutschen, dessen ITManager nach dem Auslagerungsprojekt seinen Hut nahm, oder der Finanzdienstleister in Nordrhein-Westfalen, der sich erst nach Scheitern des Offshore-Pilotprojekts von seinen Forderungen abbringen ließ. In beiden Fällen ließen sich die CEOs von der einfachen Rechnung blenden: "Offshore = Kostenersparnis".

Anders bei der Hannover Rück: Hier kam der Wunsch nach Auslagerung aus der Fachabteilung. "Wir wollten es einfach mal ausprobieren. Die Kostenreduzierungen klangen immer sehr viel versprechend", sagt Jürgen Petzold, Koordinator für E-Business beim weltweit viertgrößten Rückversicherer, der Hannover-Rückversicherungs AG. Die IT des Versicherers mit einem Prämienvolumen von rund elf Milliarden Euro ist Business-zentriert: Projekt- oder Veränderungswünsche werden auch aus den Fachabteilungen selbst an die 90-köpfige IT-Mannschaft gerichtet.

Während sich die IT-Abteilung unter CIO Hans Bodenstein mit der Umstellung von Kernsystemen auf SAPSAP befasst, arbeitete Petzold an einem in sich geschlossenen E-Business-Projekt: Hierbei werden Teile der Geschäftsprozesse, wie Risikoplatzierungen, das Underwriting und die Administration, über das Internet abgewickelt. Im Rahmen eines geschlossenen Vergabeverfahrens für das Pilotprojekt TLO Online ("Total Loss Only") bat Petzold 16 Dienstleister um Angebote; mit sieben von ihnen hatte das Unternehmen bereits zusammen gearbeitet, sechs der unbekannten Dienstleister stammten aus dem Ausland. Alles zu SAP auf CIO.de

Das Ergebnis überraschte Petzold nicht: "Der teuerste Anbieter verlangte knapp 700 000 Euro, anschließend folgten mehrere, die rund 250 000 Euro veranschlagten." Der günstigste forderte 70 000 Euro - und kam aus Indien. Nachdem dieser nicht nur wegen des niedrigen Preises den Zuschlag bekommen hatte und das Projekt bearbeitete, wurde dem 42-Jährigen schnell klar: "Einen Mercedes konnten wir für diesen Preis nicht bekommen. Wir wollten es schnell und günstig - und bekamen eine Quick-and-Dirty-Lösung."

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