Offshore Outsourcing

Einmal Indien und zurück

07.02.2005
Von Marita Vogel

Anforderungen, die für Petzold selbstverständlich und daher in der Spezifikation nicht ausdrücklich enthalten waren, mussten nachträglich eingepflegt und zusätzlich bezahlt werden. Die Kommunikation war äußerst schwierig. Zu den regelmäßigen Vor-Ort-Treffen in Hannover erschienen bis zu fünf indische Gesprächspartner, die offensichtlich die Hierarchien einhalten mussten. Scheinbar endlose Zusammenfassungen und Wiederholungen waren die zeitfressende Folge. "Ein mühsamer Prozess", so Petzold.

Traten während der Projektarbeit Probleme auf, erhielten die Niedersachsen keine oder verspätete Warnhinweise. Telefonate nach Indien endeten häufig in tiefem Rauschen, Rückfragen während des Gespräches wurden "manchmal scheinbar endlos vom Offshorer intern diskutiert, während wir am Ende der Leitung auf ein Ergebnis warteten". Zudem zeigte sich, dass der Dienstleister zwar Erfahrungen im Finanzbereich hatte, aber wenig Kenntnisse des Rückversicherungsgeschäftes. "Wir mussten lange und ausführlich wirtschaftliche Zusammenhänge erklären", erinnert sich der frühere IT-Berater Petzold.

"Klassische Negativerfahrungen"

Trotz aller Probleme läuft TLO nun - allerdings ohne die übliche Anbindung an die anderen IT-Systeme des Rückversicherers. Kunden und Anwender sind zufrieden. Dennoch hat sich Petzold für das neue Projekt PDA Online ("Property Damage Australia") für einen anderen Weg entschieden: "Wir arbeiten mit einem mittelständischen IT-Dienstleister aus Deutschland und einer deutschen Universität als Mediator zusammen und sind sehr zufrieden." Der auf Individualsysteme spezialisierte Partner sitze quasi nebenan, sei flexibel und habe das entsprechende Business-Know-how.

Petzolds IT-Kollege Hartmut Hencke - als Abteilungsleiter der Softwareentwicklung beratend mit dabei - sieht das Offshoring-Projekt gelassen: "Wir haben die klassischen Negativerfahrungen mit einem Offshore-Anbieter gemacht." Zum einen seien die Gesamtprojektkosten mit 150 000 Euro fast doppelt so hoch ausgefallen wie veranschlagt, was allerdings "immer noch relativ günstig" gewesen sei. Zum anderen hätten Kommunikations- und Mentalitätsprobleme die Zusammenarbeit deutlich erschwert.

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