Defizite beim HR-Risikomanagement

Firmen schlecht auf Entlassungen vorbereitet

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Bewusstsein für Risikoprävention fehlt

Wahrscheinlich sind im Verlauf der Rezession noch weitere Lektionen zu lernen. Schon Anfang des Jahres ermittelte eine europaweite Studie der Economist Intelligence Unit ein mangelndes Bewusstsein für Risikoprävention. 61 Prozent der befragten Firmen hätten keine echte Strategie für das Risikomanagement und reagierten erst, wenn es zu spät sei, lautete der Befund. Immerhin zählen die Analysten von Lünendonk das Risikomanagement inzwischen zu den Wachstumssegmenten im Bereich der Business Intelligence-Software (BI), die eben keineswegs ein reines Finanzcontrolling-Instrument sei.

Eine Problemlage, die komplexer ist als angenommen, aber auch Lösungsinstrumente, die mehr Potenzial haben als gedacht. Ein CIO mag beispielsweise beim Begriff "Risikomanagement" zu erst an das Bannen von Gefahren im Bereich der IT-Sicherheit denken, ein CFO an die strenge Einhaltung von gesetzlichen Richtlinien wie Basel II. Beides gehört dazu, aber eben auch noch viel mehr. So hält die Studie der Economist Intelligence Unit eine integrierte Strategie für Risikomanagement, ComplianceCompliance und Governance für eine viel versprechende Möglichkeit für Unternehmen, auf alle denkbaren Eventualitäten eingestellt zu sein. Alles zu Compliance auf CIO.de

Zur Unterstützung bietet der Software-Markt mittlerweile ausgefeiltere Lösungen an, als allgemein bekannt. Während BI-Lösungen in der Vergangenheit lediglich Analysen auf Basis alter Daten liefern konnten und somit rückwärtsgewandt waren, erlaubt derzeit verfügbares Business Process Management (BPM) die kontinuierliche Überwachung von Unternehmensabläufen mit Hilfe aktueller Kennzahlen sowie vorausschauende Datenanalyse. "Dadurch entstehen Frühwarnsysteme im Sinne von Risikomanagement", wie es Thomas Lipinski von der Hamburger Unternehmungsberatung Alternus formuliert.

Die Analysten aus dem Hause Gartner untermauern diese Entwicklung in ihrem "Magic Quadrant" für Operational Risk Management-Software am Beispiel der Finanzdienstleister. Magic-Quadranten stellen dar, wie bestimmte Anbieter sich nach von Gartner definierten Kriterien innerhalb eines Marktes positionieren.

Gartner sagt, ein Teil der Finanzdienstleister hätten ihre Philosophie zur Management-Kontrolle zugunsten eines breiteren Ansatzes ausgeweitet. Diese Tatsache würde durch eine Angebots-Offensive der Software-Anbieter unterstützt, sagt Gartner. Jedoch würden gleichzeitig insbesondere kleinere Firmen immer noch oft auf einen "Nur-soviel-wie-nötig"-Ansatz setzen. Dies sei gefährlich und zugleich eine vertane Chance, warnen die Analysten von Gartner. Mit der Diagnose von Kienbaum über das HR-Risikomanagement stimmt Gartner allgemein überein: Eine entscheidende Herausforderung für Fortschritte im Risikomanagement liegt in der Datenqualität und -integrität.

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