Internet-Schmiede

Freiburg ist das Silicon Schwarzwald

13.08.2013
Von Michael Kroker

Freund der Geldgeber

In der Biologie wäre Oxid eSales ein Ergebnis der Inzucht. In Wahrheit ist das Unternehmen jedoch ein Produkt der Freiburger IT-Community, mittendrin Roland Fesenmayr. Der 43-Jährige studierte bis 1995 Medieninformatik an der Hochschule Furtwangen. Dort lernte er auch Ralf Heller kennen, gemeinsam bauten sie die Web-Agentur Virtual Identity auf. "Anfang 2002 war für mich dann die Zeit reif für den Wechsel", sagt Fesenmayr.

Er gründete ein neues Unternehmen: Oxid eSales. Das sollte eine Software für Shops im Internet entwickeln. Auf diese Idee kam Fesenmayr, als er bei Virtual Identity Web-Shops für Startups wie den Internet-Spielehändler Alltoys, Lexware aber auch für den US-Technikkonzern Motorola entwarf. "Unser Ziel war damals schon, ein Standardverkaufssystem für Mittelständler und Konzerne zu konzipieren", sagt Fesenmayr. "Uns war klar, dass sich der Online-Handel auf breiter Front etablieren wird, obwohl die Branche nach dem Platzen der Dotcom-Blase 2001 erstmal komplett am Boden lag."

Fesenmayr hatte recht. Heute kaufen Online-Versender wie Kofferdirekt und klassische Versandhändler wie die Otto-Versand-Tochter Lascana seine Software namens Oxid eShop. Insgesamt hat das Unternehmen laut eigenen Angaben rund 3000 Lizenzen verkauft. 2012 kam Oxid laut Schätzung der Auskunftei Creditreform auf einen Umsatz von 4,2 Millionen Euro.

Um Oxid eSales im E-Commerce fest zu verankern, vertreibt Fesenmayr seine Software im Freemium-Modell. Das Kunstwort setzt sich aus "Free" für kostenlos und "Premium" für höherwertig zusammen. Das heißt: Fesenmayr überlässt den Anwendern kostenlos eine Basisversion von Oxid eShop, die diese aus dem Internet herunterladen und beliebig verändern können. Daneben bietet er eine kommerzielle Version mit Extrafunktionen an, für die Benutzer eine Lizenzgebühr bezahlen müssen. "Durch dieses Geschäftsmodell wollen wir weiter wachsen und unsere Verbreitung steigern", sagt Fesenmayr.

Hinter der kostenlosen Überlassung der Basisversion steckt die Überlegung, dass sich Entwickler und Partner des Programms annehmen und es auf diese Weise schnell über den ganzen Erdball, darunter Südafrika und Australien, verbreiten. Davon profitiert am Ende auch Oxid eSales, weil die Attraktivität der Shopsoftware durch die von Dritten programmierten Module und Funktionen steigt.

Geldgeber finden dieses Geschäftsmodell offenbar so attraktiv, dass Fesenmayr bis heute keine Probleme hatte, den Aufbau des Unternehmens zu finanzieren. 2007 gewann er mehrere Kapitalgeber, die ihm halfen, ein neues, Internet-basiertes Shopsystem zu entwickeln. Unter den Finanziers ist auch die Risikokapitaltochter der landeseigenen LBBW Bank. Fesenmayr hat auch keine Sorge, sein Unternehmen könnte an fehlenden Mitarbeitern scheitern. "Die hiesige Region ist ziemlich konjunkturresistent", sagt Fesenmayr. "Die Prognose, dass ein Mitarbeiter langfristig bei der Stange bleibt, ist hier ungleich höher als etwa in Berlin."

Und wenn er mal schnell was ganz anderes machen will, trifft sich Fesenmayr mit PC-Schrauber Hansen. Zusammen mit ihm besitzt er ein Ultraleichtflugzeug, mit dem sie, so es die Geschäfte zulassen, im Südschwarzwald umherfliegen.

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