Internet-Schmiede

Freiburg ist das Silicon Schwarzwald

13.08.2013
Von Michael Kroker

Der Unerschrockene

Mangelndes Selbstbewusstsein lässt sich Thomas Holzer nicht nachsagen. "Cloud - wir haben’s erfunden", tönt der 44-jährige Diplom-Informatiker. Cloud ComputingCloud Computing bedeutet die Nutzung einer Software über das Internet, ohne dass diese auf einem Rechner im Unternehmen installiert sein muss. Seit ein paar Jahren ist die Internet-Wolke eines der meistdiskutierten Themen der IT-Branche. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

Tatsächlich bediente sich Holzer der Methode schon 1996, als er seine Firma HRworks gründete, auch wenn es den Begriff Cloud damals noch gar nicht gab. Denn Holzers Unternehmen programmiert Software zur Reisekostenabrechnung und bot diese - bereits vor fast 16 Jahren - zum Abruf im Internet an. "Statt nur die Demo-Version ins Web zu stellen, haben wir unter www.reisekosten.de auch die Vollversion da gelassen", sagt er.

Anfang 1999 war das für Holzer eine Art Nebenerwerb, sein eigentliches Geld verdiente er als Unternehmensberater. Die Idee für Reisekosten.de kam ihm auf seinen häufigen Reisen, die er fein säuberlich abrechnen musste. "Es hat mich extrem genervt, mich am Wochenende durch einen Berg von Reisekostenbelegen zu quälen", erinnert sich Holzer. "Ich habe mir gesagt: Das muss irgendwie anders gehen."

Gesagt, getan: Innerhalb weniger Monate hatte Holzer seine Reisekostensoftware programmiert und stellte sie auf der Computermesse Cebit 1999 in Hannover vor. Den Schritt in die Selbstständigkeit hat er bis heute nie bereut, obwohl HRworks in einem Markt arbeitet, in dem SAP unumschränkter Platzhirsch ist.

Der Wettbewerb mit dem Goliath aus dem nordbadischen Walldorf macht den südbadischen David gelassen. "Wer SAP statt HRworks verwenden will, muss eine Null dranhängen, mindestens", sagt Holzer. Konkret: Bei ihm kostet die Miete für das Reisekostenprogramm aus dem Internet maximal vier Euro pro Nutzer im Monat. Bei mehr als 1.250 Nutzern fällt der Preis auf 1,90 Euro. Zudem gibt es keine Mindestlaufzeiten; Kunden können ihren Vertrag jederzeit zum Ende des Monats kündigen.

Mehr als 650 Unternehmen mit insgesamt über 95.000 Nutzern arbeiten mit der Online-Reisekostenabrechnung von HR- works, darunter Burger-Brater McDonald’s mit Sitz in München oder der Herrenhemdenhersteller Eterna aus Passau. „Spaß haben und Geld verdienen“, das sei sein Antrieb, versichert Holzer. Sich von einem Konzern aufkaufen zu lassen komme für ihn nicht infrage. 2012 war das beste Jahr der Unternehmensgeschichte: Mit knapp 20 Mitarbeitern erwirtschaftet HRworks einen Umsatz im einstelligen Millionenbereich; und zwar profitabel, wie Holzer beteuert. So habe er noch nie Fremdkapital ins Unternehmen holen müssen.

Holzer ist sich sicher, dass seine Geschäfte noch lange derart positiv weitergehen: "Wir haben ein Standardprodukt, das für 80 Prozent aller möglichen Kunden passt", sagt er, "und die Marktsättigung liegt gefühlt bei fünf Prozent."

(Quelle: Wirtschaftswoche)

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