Erfolg, wenn Mitarbeiter an erster Stelle stehen - nicht Aktionäre und Kunden

"Führen, nicht folgen"

18.08.2008
Von Klaus Boldt

Sie behaupten in Ihrem Buch "Das Ende des Managements", das im englischen Original weit treffender "The Future of Management" heißt, dass veraltete Managementmethoden viele Fehlentscheidungen in Unternehmen verursachten. Die Technik, Unternehmen zu führen, sei so veraltet wie der Verbrennungsmotor.

Unternehmen sollten genauso diszipliniert Innovationen im Management anstreben, wie sie es bei ihren Produkten auch tun. Wir haben englischsprachige Wirtschafts- und Wissenschaftsmagazine der vergangenen 70 Jahre untersucht und ungefähr 55.000 Beiträge über technische Neuerungen gefunden, aber nur eine Handvoll über echte Managementinnovationen.

Vielleicht liegt dies einfach daran, dass das Innovationspotenzial der Managementtechniken klein ist.

Klein ist nur die Experimentierfreude der Manager. Firmen wie Bayer oder Siemens experimentieren jeden Tag, um neue Fertigungsmethoden oder Produkte zu entwickeln. Das Prinzip von Versuch und Irrtum gehört wie selbstverständlich zur Unternehmensführung. Nur die Managementpraxis selbst unterliegt ihm nicht.

Die Anzahl der Methoden, komplexe Organisationen zu managen, ist eben begrenzt, genauso wie die Möglichkeiten, Fußball zu spielen: Man wird keine völlig neue Technik finden können, ohne ein ganz anderes Spiel zu spielen.

Wir dürfen bestimmte Managementtechniken nicht für selbstverständlich halten, nur weil sie seit 100 Jahren angewandt werden. Alle Unternehmen sollten in mindestens einer Abteilung immer etwas ausprobieren, natürlich zeitlich begrenzt und mit klarem Budget. Man muss die Leute experimentieren lassen. Das Hauptaugenmerk traditionellen Managements richtete sich immer nur auf die Frage: Wie sichere ich Effizienz und Kontrolle?

Man muss die Management-DNS verändern

Was nicht ganz unwichtig ist.

Natürlich nicht, diese Aufgaben bleiben auch weiterhin wichtig. Aber ihre Erfüllung allein verspricht nicht mehr den gleichen Erfolg wie früher. Wir stehen vor ganz anderen Herausforderungen.

Vor 20 Jahren glaubte nicht einer unter tausend Managern, dass man so etwas Komplexes wie ein computergestütztes Betriebssystem erschaffen könnte, das von Armeen von Freiwilligen in aller Welt genutzt und von ihnen selbst ohne Hierarchien und direkte Kontrolle, ohne Budgets und ohne Entwicklungspläne gesteuert wird. Ich rede von Linux. Ähnliches gilt für Wikipedia. Der Glaube an die hergebrachte Managementpraxis sitzt so tief, dass wir uns etwas anderes buchstäblich nicht vorstellen konnten.

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