Wie Wirtschaftsstrafverteidiger arbeiten

Führungskräfte vor dem Knast bewahren

05.10.2009
Von Eva Buchhorn

Nun kann es eng werden für den vorbestraften früheren Telekom-Oberaufseher. Zumwinkel weiß das: Schon im Juni 2008 meldete seine Sekretärin sich beim Vorstandsstab der Telekom und kündigte an, Zumwinkel wolle sich nach seiner D&O-Versicherung erkundigen.

Käme es zu einer weiteren Verurteilung, müsste seine zur Bewährung ausgesetzte Haftstrafe in eine Gesamtstrafe miteinbezogen werden: Dann drohte womöglich doch noch der Knast.

Es geht für Zumwinkel um alles. Das ist genau die Gemengelage, in der sein Verteidiger Hanns Feigen sich beruflich richtig wohlfühlt. Zuletzt trat er für den ehemaligen Freenet-Chef Eckhard Spoerr in den Ring (Geldstrafe wegen Insiderhandels, Feigen hat Revision eingelegt). Demnächst steht er Ex-Infineon-Chef Ulrich Schumacher bei, gegen den Anklage wegen der Annahme von Bestechungsgeldern erhoben wurde - Prozessauftakt soll im Herbst sein.

Rund um die Uhr ansprechbar

Feigen gehört zu einer kleinen, feinen Gruppe hochkarätiger Anwälte, die immer dann gerufen werden, wenn es gilt, einen Manager rauszuboxen. Rund zwei Dutzend renommierter Juristen zählen hierzulande zur Topliga der Wirtschaftsstrafverteidiger. Sie kennen sich, sie duzen sich, sie arbeiten fernab der Großkanzleien auf nahezu altmodische Art und Weise allein oder in kleinen Partnerschaften. Die meisten von ihnen, wie der Münchener Rechtsprofessor Klaus Volk oder der Düsseldorfer Sven Thomas, der nun den ehemaligen Arcandor-Chef Thomas Middelhoff gegen den Vorwurf der Untreue verteidigt, sind jahrzehntelang im Geschäft.

Die Anwälte sind teuer - bis zu 500 Euro pro Stunde. Ihre Stärken: Sie beherrschen alle Tricks der Strafprozessordnung, verstehen die oft hochkomplexe Welt der Unternehmensführung mitsamt ihren strafrechtlichen Risiken, sind notfalls rund um die Uhr ansprechbar für ihre Mandanten und absolut diskret. Hanns Feigen ist zu seinem Mandanten Klaus Zumwinkel rein gar nichts zu entlocken, nur in einem Punkt wird er deutlich: "Es wird keine Anklage geben."

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