Wie Wirtschaftsstrafverteidiger arbeiten

Führungskräfte vor dem Knast bewahren

05.10.2009
Von Eva Buchhorn

Anwälte wie Feigen haben Hochkonjunktur. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht irgendwo in der Republik ein neuer Skandal bekannt wird. Siemens , Telekom , Bahn, MAN - spektakuläre Ermittlungsverfahren gegen Konzerne und ihre Manager häufen sich. Immer besser ausgestattete Ermittlertruppen, höhere Medienaufmerksamkeit und unscharfe Gesetze bringen die Manager in Bedrängnis - und bescheren den besten Verteidigern lukrative Aufträge.

Wie arbeiten die Starverteidiger? Und was können sie für ihre Mandanten tun?

Frankfurt, Westend, eine elegante Gründerzeitvilla gibt die Kulisse ab für reichlich moderne Kunst an den Wänden. Hier residiert Rainer Hamm (66), Honorarprofessor für Strafprozessrecht an der Uni Frankfurt und Verteidiger eines anderen Hauptbeschuldigten in der Telekom-Affäre: Kai-Uwe Ricke, bis 2006 Vorstandschef des Telefonkonzerns.

Hamm tritt gewinnender auf als Feigen, erzählt aus seiner Kindheit als Sohn eines Pfälzer Handwerksmeisters und lässt doch keinen Zweifel daran, dass er in der Sache genauso hart fighten kann wie der Zumwinkel-Anwalt. Gegen einen Durchsuchungsbeschluss in Rickes Schweizer Privatwohnung hat er umgehend Beschwerde eingelegt. Die beschlagnahmten Fundstücke, Rickes private E-Mails und Post vom Verteidiger, gingen die Staatsanwaltschaft nichts an, lächelt der Professor mit der Goldrandbrille und ergänzt sehr umgangssprachlich: "Der Beschluss und die Art seiner Vollziehung stanken zum Himmel."

Auch Hamm sagt siegessicher: "Ricke wird nie eine Hauptverhandlung bekommen", räumt aber ein, dass es einen Vorstandsauftrag zur Erforschung eines Informationslecks im Aufsichtsrat der Telekom gegeben hat. Doch dass Ricke den Sicherheitsleuten bei ihrer Arbeit ständig über die Schulter geschaut und deren fragwürdige Methoden gekannt habe, das treffe mit Sicherheit nicht zu und sei auch "lebensfremd". Im Übrigen hätten sein Mandant und er ständig Kontakt und würden bald dessen Sicht der Dinge zu den Akten geben.

Die Untiefen des Strafrechts

Ricke bezahlt seinen Verteidiger einstweilen privat. Oft werden die Staranwälte von Unternehmen gebeten, ihren Spitzenmanagern beizustehen; die Prozesskosten trägt eine spezielle Versicherung.

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