Rauere Zeiten für "Made in Germany"

Gegenwind für Deutschlands Exporteure

09.02.2017

Seit Jahren exportiert Deutschland mehr, als es aus dem Ausland einführt. Auch anderen Ländern und vielen Ökonomen ist der steigende Überschuss ein Dorn im Auge. Die EU-Kommission erneuerte am Donnerstag ihre Kritik. Deutschlands "großer und andauernder" Leistungsbilanzüberschuss verursache ökonomische Ungleichgewichte, sagte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde.

"Problematisch sind nicht die hohen Exporte, problematisch ist die schwache Entwicklung der Importe, die Ergebnis der großen Investitionslücke ist", mahnt der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher.

Würde in Deutschland mehr investiert werden, würden auch die Einfuhren steigen, argumentieren Ökonomen. "Mehr Investitionen etwa in die digitale Infrastruktur oder in die Verkehrsinfrastruktur würden die Überschüsse senken", meint auch der BDI.

Deutschland muss sehen wo es bleibt

Die exportorientierte deutsche Wirtschaft müsste sich also selbst helfen, sollte US-Präsident Trump seine Drohungen wahr machen. Mit einem Konjunktureinbruch in Deutschland rechnen Ökonomen derzeit allerdings nicht. Auch in diesem Jahr dürften vor allem die Kauflust der Verbraucher und der Bauboom die deutsche Wirtschaft auf Kurs halten. Weil viele Bürger sichere Jobs mit steigenden Löhnen und Gehältern haben, geben sie mehr Geld aus.

In Asien werden die Karten gerade neu gemischt. Die deutsche Wirtschaft sieht nach dem angekündigten Rückzug der USA aus dem transpazifischen Handelsabkommen (TPP) neue Möglichkeiten in der Region. "Der TPP-Ausstieg der USA bietet Chancen für die deutsche und die europäische Wirtschaft in Asien", sagt der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Hubert Lienhard.

Die Sorge ist dennoch groß. So warnte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland: "Wenn die Politik Handelsbarrieren errichtet oder einen Abwertungswettlauf anzettelt, gibt es am Ende nur Verlierer." (dpa/rs)

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