August-Wilhelm Scheer im Podcast

"Geld ist gar nicht so entscheidend"

01.04.2021
Geht es darum, ein Unternehmen zu gründen, gibt es wichtigere Dinge als Geld. Was und warum das so ist, erfahren Sie im Podcast mit Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer.
Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer weiß, worauf es bei der Unternehmensgründung ankommt.
Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer weiß, worauf es bei der Unternehmensgründung ankommt.
Foto: Scheer Gruppe

"Als Unternehmer erlebt man wahnsinnige Situationen, in denen man siegt, aber auch verliert", blickt August-Wilhelm Scheer zurück. Als Gründer der IDS Scheer AG, die das Auf und Ab am Börsensegment Neuer Markt durchlebte und schließlich an die Software AG verkauft wurde, weiß der ehemalige Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik an der Universität Saarbrücken wovon er spricht.

In der ersten Folge unserer Podcast-Reihe "IDG Tech Talk" haben wir mit Professor Dr. Scheer unter anderem über die Erfolgsfaktoren für Startups gesprochen - und darüber, warum die Finanzierung bei Unternehmensgründungen oft überschätzt wird:

Scheer hat in vielen Töpfen gerührt. Als Wissenschaftler und erfolgreicher Gründer gehört der heutige Chef der Scheer-Gruppe zu den internationalen Pionieren in Sachen Geschäftsprozess-Management. Er war digitalpolitischer Berater der Bundesregierung, Präsident des ITK-Branchenverbands Bitkom (2007 bis 2011) und er tourt noch immer mit einer Jazz-Combo, für die er das Bariton-Saxophon spielt.

Jede Geschäftsidee hat ihre Zeit, sagt Scheer, das Timing bei Unternehmensgründungen sei entscheidend. Wichtig sei auch die Bereitschaft, mit anderen zusammenzuarbeiten: "Bei vielen Unternehmen ist der Erfolg darauf zurückzuführen, dass sie frühzeitig einen größeren Partner gefunden haben, der sie wie eine Lokomotive in die Märkte hineingeführt hat." Scheer nennt Microsoft und SAP als Beispiele, beide wären ohne große Konzerne wie IBM als Partner nicht dort, wo sie heute stehen.

Geklonte Einzelkämpfer haben es schwer

Scheer rät auch zu einem divers zusammengestellten Führungsteam. "Ich bin immer skeptisch, wenn da drei oder vier junge Ingenieure zu mir kommen und sagen: 'Wir haben zusammen Informatik studiert und gemeinsam an unserer Diplomarbeit gearbeitet. Jetzt wollen wir ein Unternehmen gründen.'" Oft seien diese Gründer einander zu ähnlich. "Gründungsteam aus geklonten Einzelkämpfern" hätten es schwer. Unterschiedliche Charaktere würden benötigt: Eine Persönlichkeit mit Pioniergeist sollte dabei sein, auch ein analytischer Geist, ein kreative Erfinder und eine empathische Führungskraft. Zudem sei eine diverse Zusammensetzung aus Männern und Frauen verschiedener Nationalitäten vorteilhaft.

Viel werde von der Startup-Finanzierung geredet - für Scheer ist sie gar nicht so wichtig: "Dazu habe ich eine eher unkonventionelle Meinung. Ich habe die IDS damals mit 50.000 D-Mark gegründet und nie Fremdfinanzierung in Anspruch genommen. Es hängt natürlich vom Business-Modell ab." Scheer rät jungen Unternehmen in der IT neben dem Produkt auch Beratungsleistungen anzubieten. So bestehe von Anfang an Kundenkontakt und es fließe Geld, um die fortlaufende Produktentwicklung zu finanzieren.

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