Analysten-Kolumne

Gesundheits­telematik vor Weichenstellung

02.06.2004
Von Florian Keller

Dass Einzelinteressen und Gesamtnutzen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen, wird aus der Soreon Studie deutlich. Breit gestreute Anreize für Patienten reduzieren den Gesamtnutzen ebenso wie sich eine übermäßige Knauserigkeit als kontraproduktiv herausstellt. Dagegen schaffen gezielte Anreizsysteme für Leistungserbringer, die ihre Investitionen in ein bis zwei Jahren amortisieren und ihren Mehraufwand für neue Dienstleistungen honorieren, die dringend erforderliche Akzeptanz der Ärzte und Apotheker und damit auch bei den Patienten. Allerdings sollten Patienten in den ersten Jahren für freiwillige Anwendungen auf keinen Fall zur Kasse gebeten werden, um keine Nutzungsbarrieren aufzubauen

Fazit

Es ist zu hoffen, dass es den im Fachausschuss der Selbstverwaltung vertretenen Interessengruppen gelingt, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und für einmal Eigeninteressen hinter die Gesamtperspektive zu stellen. Neben der Optimierung der Wirtschaftlichkeit der Telematikplattform steht ein weitaus größeres Ziel auf dem Spiel - die Reform- und Innovationskraft Deutschlands. Die Gesundheitstelematik bietet die historische Chance, durch Kompromissbereitschaft InnovationInnovation zum Erfolg zu verhelfen. Von diesem Fortschritt können alle profitieren – Patienten ebenso wie Ärzte, Apotheker, Krankenversicherer und die deutsche Wirtschaft insgesamt. Setzen die beteiligten Interessengruppen dagegen Strukturpolitik weiterhin mit Einkommenspolitik gleich, wäre die Telematikplattform nicht nur zum Scheitern verurteilt, sondern trüge nach Toll Collect zu einer weiteren Desillusionierung innovativer Technologien bei. Alles zu Innovation auf CIO.de

Florian Keller ist Research-Direktor und Geschäftsführer bei Soreon.

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