Interview

Globalisierung erzwingt Innovationen

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Hubert Österle: Man nutzt überall die Möglichkeiten der IT, um die Abläufe zu verschlanken und global aufzutreten. So zeigt auch eine aktuelle Studie, die wir in einer Forschungskooperation mit der Peking University bei chinesischen Unternehmen machen, dass diese massiv anfangen, die Potenziale der IT zu nutzen, und dabei durchaus eine Entwicklungsstufe überspringen. Es stellt sich aber auch grundsätzlich die Frage: Wie viel InnovationInnovation hält der Mensch aus? Denn er ist der langsamste Teil im ganzen Innovationsprozess - aber auch der Wichtigste. Dennoch: Wer nicht über die nötige Gemütsruhe verfügt, fängt mit 50 Jahren oder schon früher an, auszubrennen. Man beobachtet, dass Burn-out-Symptome stark zugenommen haben. BlackberryBlackberry und Business-Chats sind Druck-Erzeuger. Alles zu Blackberry auf CIO.de Alles zu Innovation auf CIO.de

Sind die Deutschen innovationsfeindlich? Viele erfinden etwas, andere machen das Geschäft?

"Gerade der Mittelstand hat sich wegen seiner Exportstärke früh mit der Globalisierung auseinandergesetzt, auf Innovationen gesetzt und sich fit gemacht," sagt Uli Holdenried, Vorsitzender der Hewlett-Packard GmbH in Deutschland.
"Gerade der Mittelstand hat sich wegen seiner Exportstärke früh mit der Globalisierung auseinandergesetzt, auf Innovationen gesetzt und sich fit gemacht," sagt Uli Holdenried, Vorsitzender der Hewlett-Packard GmbH in Deutschland.

Uli Holdenried: Man muss zwischen "invent“ und "innovate“ unterscheiden. "Innovate“ bedeutet, dass ich etwas Neues mache und es auch in den Markt bringe. Innovationen sind auch im Markt relevant. Die deutsche Wirtschaft ist auf technischer Seite traditionell innovativ, auch wenn es in der öffentlichen Wahrnehmung manchmal nicht so den Anschein hat. Vor allem sind deutsche Unternehmen viel globaler aufgestellt als bekannt. Gerade der Mittelstand hat sich aufgrund seiner Exportstärke früh mit der Globalisierung auseinandergesetzt, auf Innovation gesetzt und sich "fit“ gemacht. Gerade im Mittelstand gibt es viele Weltmarktführer.

Hubert Österle: Wir haben tatsächlich einen hohen Innovationsgrad. Aber: Wenn ich in Asien über Innovation durch IT spreche, jubeln alle Teilnehmer und begeistern sich für die Chancen. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Osteuropa. Hier bei uns jubeln vielleicht 20 Prozent, 60 Prozent stimmen innerlich zu, aber 20 Prozent fragen ausschließlich nach den negativen Technikfolgen. Leider bestimmen diese Zukunftsängstlichen dann häufig das Bild. Von unserem Nachwuchs studieren nur wenige technische Berufe, viele aber weiche Studiengänge wie Politikwissenschaft. Die Wirtschaft leidet am massiven Mangel an Absolventen technischer Lehrgänge.

Wie entwickelt sich die Rolle des CIOs?

Hubert Österle: Wir brauchen Leute mit IT-Know-how, die dabei helfen, das Geschäft neu zu erfinden und Innovationen zu bewerkstelligen. Das geht in Richtung Business Process ManagementBusiness Process Management. Und wir brauchen Menschen, die die IT eines Unternehmens hochgradig sicher, kosteneffizient, leistungsfähig und zukunftsorientiert führen. Das sind aber nicht die gleichen, sondern es sind zwei verschiedene Berufsbilder. IT-Verantwortliche sollten sich entscheiden, wohin sie sich entwickeln wollen. Wer sich für Technologie interessiert, wird noch heute manchmal für unwichtiger gehalten - das ist aber ein Irrtum. Alles zu Business Process Management auf CIO.de

Uli Holdenried: Mich fasziniert, dass oft über die Rolle des CIOs gesprochen wird, aber nie über die Rolle der anderen Vorstände. An der Erkenntnis, dass jede Firma ihr Geschäft mit IT besser betreiben kann, führt ja kein Weg vorbei. Ob ein CIO dafür aber im Vorstand sitzen muss, ist für mich eher Glaubenssache. Ein CEO sollte sich klar machen, wie es um seine IT-Kenntnisse bestellt ist. Wer eine Bank führt und wenig Affinität zu Technik hat, sollte jemanden einstellen, der viel vom Bankengeschäft versteht. Wer als CEO eher ein Technologiemensch ist, kann selbst die Technik-Innovationsrolle übernehmen. Insgesamt bleibt wichtig: Die Funktion Technologie sollte in jedem Unternehmen stark vertreten sein.

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