Das Google-Imperium

Googles Magie verfällt

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.

Google ist ein brillante Firma, die es immer wieder schafft, durch einfach anzuwendende und smarte Angebote Millionen Nutzer für ihre neuen Produkte zu gewinnen. Alles, was diese dafür tun müssen, ist, ein wenig von sich preiszugeben. Eine anhaltende Internetaufbruchstimmung sowie die euphorische Nutzung von sozialen Netzwerken und an de ren Web 2.0-Angeboten, bei denen die Surfer freiwillig intimste Details im Netz veröffentlichen, tragen ihren Teil dazu bei, dass viele es heute als guten Tausch empfinden, für komfortable Netzangebote mit Informationen über sich selbst zu bezahlen.

Ein Bewusstsein dafür, dass alles, was in einem digitalen Weltarchiv wie der Googleware liegt, der Kontrolle des Einzelnen entzogen ist, findet sich nur bei wenigen Surfern. Der Grundsatz des Datenschutzes, nur die Daten zu erheben, die wirklich gebraucht werden, ist in Zeiten nie dagewesener Speicherkapazitäten nicht sonderlich populär. Alle möglichen Organisationen haben im Zuge der Digitalisierung einen ungeheuren Appetit auf Daten entwickelt. Die großen Handelskonzerne sammeln im großen Stil Benutzerdaten, ihre Kundenkartenprogramme haben vor allem den Zweck, Material für den gläsernen Konsumenten zu liefern. Scoringfirmen zapfen für ihre Verfahren zur Berechnung der Kreditwürdigkeit einer Person alle Datenquellen an, die ihnen zur Verfügung stehen. Viele Webseitenbetreiber versuchen, mit Hilfe von Tracking-Cookies oder Analysesoftware zu verfolgen, wer die Besucher ihrer Angebote sind und für was sie sich interessieren.

Erste Internetzugangsanbieter schneiden in Experimenten den gesamten Netzverkehr des Einzelnen mit. Im April 2008 räumten Provider wie BT in Großbritannien, die ehemalige British Telecom, und Internetanbieter in den Vereinigten Staaten ein, in Tests das komplette Onlineverhalten hunderttausender Nutzer mit Hilfe von Kontrollsoftware von Firmen wie Nebuad und Phorm aus geschnüffelt zu haben. Um zielgerichtete Werbung einblenden zu können, wurden von den Surfern detaillierte Profile angelegt. Das Recht der Nutzer, selbst zu bestimmen, was sie von sich preisgeben wollen, und genau zu erfahren, was mit den Informationen geschieht, wird dabei schlicht und einfach übergangen.

Manche staatlichen Stellen haben sich noch weiter von der Idee des Datenschutzes entfernt. Auch dort ist das Datensammeln en vogue. Welt weit haben Behörden, weil sie möglichst viel über ihre Bürger wissen wollen, unter dem Schlagwort der Terrorismusbekämpfung einen Wust an Vorschriften verabschiedet. Ihre Sammelwut hat das Recht des Einzelnen auf Privatsphäre ebenso ausgehöhlt wie seine Möglichkeiten zu bestimmen, wer etwas über ihn erfährt.

Was in Deutschland die Erfassung biometrischer Merkmale in allen neuen Pässen ist, spiegelt sich europaweit in den neuen Regelungen zur Vorratsdatenspeicherung des Internet- und E-Mail-Verkehrs wider und jenseits des Großen Teiches bei ähnlichen Lauschinitiativen, dem manischen Sammeln von Flugpassagierdaten und sogar dem Beobachten der ausgeliehenen Bücher in Bibliotheken im Zuge der Bestimmungen des sogenannten Patriot Act.

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