Einzelne Player müssen noch zusammenfinden

Gründerzeitstimmung im Mobile Payment

04.11.2013
Von Michael Gneuss

Und gerade deshalb haben Banken hier einen klaren und natürlichen Startvorteil. Den Kreditinstituten, die schon lange geübt sind im Umgang mit sensiblen Informationen ihrer Kunden, wird das Verantwortungsbewusstsein mit der neuen Datenflut am ehesten abgenommen.

Einsparungen im Einzelhandel

Doch die Vorreiter-Rolle scheint jetzt eher der Lebensmitteleinzelhandel einzunehmen. So hat zum Beispiel Edeka eine App für seine Märkte - ebenso wie für die Netto-Läden - entwickeln lassen. Der Kunde muss diese Funktion an der Kasse aufrufen. Nach Eingabe einer vierstelligen Pin wird ein Strichcode an der Kasse eingescannt oder an das Gerät ein Zahlencode geschickt. Derzeit können aus Sicherheitsgründen pro Woche nicht mehr als 250 Euro über die Smartphone-Apps ausgegeben werden.

Edeka hat diesen Service in 100 Berliner und einzelnen Hamburger Märkten eingeführt. Der Edeka-Discounter Netto hat bereits in allen seiner mehr als 4000 Filialen ein entsprechendes System implementiert. Dabei wurde auf eine Lösung der Software-Firma Valuephone gesetzt. Für Edeka ist das erst der Anfang. Bis Ende 2015 soll bundesweit die Möglichkeit zum mobilen Bezahlen geschaffen werden.

Auch Rewe steigt im November in das Handy Payment ein und setzt dabei auf eine Lösung der Yapital Financial AG, die zur Otto-Gruppe gehört. Dabei wird per Handy ein QR-Code auf dem Display des Kartenterminals per App erfasst, um die Zahlung auszulösen.

Der Einzelhandel verspricht sich vom Mobile Payment vor allem Einsparungen. Je schneller der Bezahlvorgang, desto kürzer die Schlangen vor der Kasse und desto geringer der Personaleinsatz. Erfahrungswerte, wie viel schneller das Mobile Payment den Bezahlvorgang machen könnte, gibt es noch nicht. Umso gespannter ist die Branche auf den großflächigen Versuch der Edeka-Gruppe. Die Wahrscheinlichkeit, dass die neue Bezahlform die Prozesse an der Kasse deutlich beschleunigen wird und die Durchlauffrequenz an der Kasse erhöht hält GFT-Experte Kohl aber für sehr hoch.

Was bleibt, ist die Frage, wie die Brücke zwischen den traditionellen Möglichkeiten des Zahlungsverkehrs hin zur neuen Realität im Mobile Business geschaffen wird. Die EU-Kommission hat bei dem Regelwerk für einen Einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum (SEPA) auch Lösungen für innovative Zahlungssysteme - wie zum Beispiel das Mobile Payment - im Blick. Auf dem Markt wird sich zeigen, wer es schafft, Standards zu setzten. Die Tatsache, dass es bislang niemanden gelungen ist, sich in dieser Rolle zu etablieren, zeigt, wie komplex die Aufgabe ist.

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