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Ifo-Chef Sinn: Vernichtendes Urteil

13.02.2012
Von Nicolas Zeitler
Hans-Werner Sinn sprach von der "Flucht in das deutsche Beton-Gold".
Hans-Werner Sinn sprach von der "Flucht in das deutsche Beton-Gold".
Foto: Joachim Wendler

Bei allen düsteren Prognosen gab Sinn aber auch eine positive Botschaft aus: Deutschland profitiere derzeit von der Krise. Die Zinsen seien noch nie so tief gewesen, als Folge gebe es seit zwei Jahren einen Bau-Boom. Sinn sprach von der „Flucht in das deutsche Beton-Gold“. BankenBanken suchten nach sicheren Anlagen. In Deutschland fänden sie die – „langweilig, aber sicher“, wie Sinn sagte. Top-Firmen der Branche Banken

Euro verhalf verschuldeten Ländern zu niedrigen Zinsen

Wie es zur jetzigen Situation gekommen sei, schilderte Hans-Werner Sinn mit einem Blick in die Geschichte des Euro. Griechenland habe sich 1999 „mit falschen Zahlen reingemogelt“. 1998 wurden die Umrechnungskurse endgültig festgelegt, ein Jahr später der Euro virtuell eingeführt. Verschuldeten Ländern sei das entgegen gekommen. „Auf einmal hatte man niedrige Zinsen auf deutschem Niveau.“

Am Beispiel von Spanien habe das zu einem boomenden Bausektor geführt. Niedrige Zinsen machten es verlockend, mit fremdem Geld zu arbeiten, die gesamte Wirtschaft wurde nach Sinns Darstellung hochgezogen. In Griechenland dagegen habe es einen Staatsboom gegeben. Das Geld sei „größtenteils aus Deutschland“ gekommen – auch indirekt, etwa über Frankreich.

„Dort, wo es hinkam war Party“, sagte Ifo-Chef Sinn. Heute sei das Geld weg. In Deutschland sei die Entwicklung umgekehrt verlaufen, hier sei zu der Zeit Wirtschaftsflaute gewesen. „Deutschland hatte niedrigste Netto-Investitionsquote in der OECD“, rief Sinn den Zuhörern in Erinnerung. 2005 litt Deutschland unter Massenarbeitslosigkeit, Kanzler Schröder sei zu einschneidenden Reformen gezwungen gewesen.

Die Preisentwicklung seither sah so aus, dass Deutschland gegenüber seinen Außenhandelspartner „real abgewertet“ habe, die anderen aufgewertet. „Die anderen sind viel zu teuer geworden, um 30 Prozent, gleichzeitig ist Deutschland um 22 Prozent billiger geworden“, so der Wirtschaftswissenschaftler.

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