E-Business-Strategie der Post

Integration statt Innovation

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.
Die Deutsche Post World Net (DPWN) dreht diversen E-Business-Aktivitäten im Konzern den Saft ab. Die künftige Online-Strategie des Gelben Riesen ist unklar.

Alexander Benesch war fassungslos: "Die Post ist natürlich ihren Aktionären verpflichtet, aber die Kosten, die die Zertifizierungsstelle verursacht hat, dürften aus der Portokasse zu bezahlen gewesen sein", zitiert das IT-Info-Portal Silicon.de den Geschäftsführer des Deutschen Notarinstituts. Anlass für die Aufregung: Die Deutsche Post Signtrust, im Konzern für digitale Signaturen zuständig, wird wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit aufgelöst. Die Bundesnotarkammer war bisher ihr Vorzeigekunde.

Die Zahl der verärgerten Nutzer dürfte sich zwar in Grenzen halten. Schwerer wiegt aber die Verunsicherung von Kunden und Kooperationspartnern angesichts des Kurswechsels der Post in Sachen E-Business. "Viele Logistiker haben im E-Business viel ausprobiert und nutzen diese teils schmerzhaften Erfahrungen, um sich jetzt neu aufzustellen", kommentiert Michael ten Hompel, Professor am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik, die Post-Maßnahme.

Weil sich die Aktie Gelb bislang als Flop erwiesen hat, fahndet DPWN nun nach Geldfressern. Neben Signtrust wurden dabei diverse E-Business-Projekte, die meisten im Bereich der E-Business GmbH, dingfest gemacht, darunter die Portale Trimondo (C-Güter-Beschaffung), Portivas (Transportkapazitäten) und Evita (Shopping). Trimondo ist bereits in ein Joint Venture mit Lufthansa Airplus ausgegründet, Portivas an die Spedition Danzas abgegeben worden; Evita soll verkauft werden.

Service von A bis Z gibt es nicht

Beim Börsengang hat die DPWN etwas anderes erzählt: Von A bis Z betreue sie Kunden, auch in Sachen E-Business. Teilnehmer am Evita-Portal beklagen, dass dieser Anspruch nie umgesetzt wurde. "Das ist alles Geld und alles Post, aber im Grunde hat man es mit lauter eigenständigen Gesellschaften zu tun", sagt Thomas Becher, Geschäftsführer von Spielenet in München. "Ich muss mit jedem Teilbereich einzeln verhandeln."

Die TV-Spots mit den Brüdern Gottschalk suggerieren das Gegenteil: alles aus einer Hand. Nun verabschieden sich die Bonner auch offiziell von der Idee, ein Anbieter müsse die gesamte E-Business-Kette im Griff haben. Klaus Linde, Aktienanalyst bei SES Research, überrascht das nicht: "Auch andere Marktteilnehmer wie Thiel oder D-Logistics haben sich aus der IT-Entwicklung zurückgezogen."

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