Softwarestack oneAPI

Intel macht in Software

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit Hilfe von Intels Softwarestack "oneAPI" sollen Entwickler für ihre Apps und Workloads mehr Leistung aus Chips und Prozessoren herausholen können. Dabei geht es längst nicht mehr nur um die klassische CPU.

IntelIntel setzt auf die Softwarekarte. Jahrzehnte lang standen höhere Taktraten, diverse Cache-Speicher-Level und immer feinere Fertigungsprozesse im Fokus. Doch die Zeiten ändern sich. Moores Law und die klassischen Prozessorarchitekturen stoßen an Grenzen. Die Leistung lässt sich nicht mehr beliebig steigern, indem man mehr Transistoren in die Chips packt und höhere Taktraten aus ihnen herauskitzelt. Zumal pure Rechenpower an Bedeutung verliert und das Thema Energieeffizienz in einer mobilen Welt immer wichtiger wird. Alles zu Intel auf CIO.de

Mit einer neuen Server-GPU treiben die Intel-Verantwortlichen ihre "XPU-Vision" voran. Es dreht sich längst nicht mehr alles nur um einen zentralen Rechenprozessor.
Mit einer neuen Server-GPU treiben die Intel-Verantwortlichen ihre "XPU-Vision" voran. Es dreht sich längst nicht mehr alles nur um einen zentralen Rechenprozessor.
Foto: Intel

Der Halbleiterhersteller setzt deshalb neue Prioritäten. Software und eine veränderte Chipausrichtung sollen die Geschäfte am Laufen halten. Grundsätzlich würden Hardware und Software enger miteinander verzahnt, teilt das Unternehmen mit. Dafür hat Intel für Dezember 2020 die Verfügbarkeit von "oneAPI" angekündigt. Der Softwarestack, von dem der Prozessorriese seit dem vergangenen Jahr spricht, enthält verschiedene Komponenten:

  • Die Sprache "Data Parallel C++" (DPC++) bezeichnen die Intel-Verantwortlichen als offenes Programmiermodell, das auf Standards wie beispielsweise ISO C++ basiert. DPC++ erweitere diese Standards um Funktionen für eine stärker parallelisierte Abarbeitung von Rechenaufgaben sowie um Schnittstellen, die eine möglichst breite Palette an unterschiedlichen Computing- und Beschleuniger-Architekturen abdecken sollen.

  • Darüber hinaus beinhaltet oneAPI verschiedene Software-Libraries für rechen- und datenintensive Workloads. Das umfasst beispielsweise Deep-Learning, Videoanalysen und das Verarbeiten von großvolumigen Mediadateien.

  • Ein auf der Chiphardware aufsitzender Abstraktions-Layer soll dafür sorgen, dass verschiedene Applikations-Ablaufumgebungen direkt auf spezielle Hardwareeigenschaften wie zum Beispiel Beschleuniger-Engines zugreifen können.

Mit Hilfe von oneAPI könnten Entwickler ihre Apps so designen, dass diese in heterogen zusammengesetzten Hardwareumgebungen automatisch auf die Architektur zugreifen, die am besten dafür geeignet sei, bestimmte Aufgaben und Probleme zu lösen, versprechen die Intel-Verantwortlichen. Software müsste damit nicht mehr speziell an bestimmte Architekturen und Plattformen angepasst werden.

Mit Hilfe von oneAPI sollen Apps, Tools, Frameworks und Workloads die Leistung der darunterliegenden Chips besser ausreizen können - egal ob CPU, GPU, FPGA oder andere Beschleuniger.
Mit Hilfe von oneAPI sollen Apps, Tools, Frameworks und Workloads die Leistung der darunterliegenden Chips besser ausreizen können - egal ob CPU, GPU, FPGA oder andere Beschleuniger.
Foto: Intel

Intel will oneAPI Entwickler kostenlos in der eigenen "DevCloud" zur Verfügung stellen. Darüber hinaus soll es gebührenpflichtige Versionen mit entsprechendem Enterprise Support geben. Der Chiphersteller will außerdem bestehende Software wie "Parallel Studio XE" sowie seine "System Studio Tools" in oneAPI konsolidieren. Im Rahmen der DevCloud könnten Entwickler zudem ihren Code und ihre Workloads zudem auf verschiedenen Intel-Architekturen testen.

Intel baut Grafikchip fürs Data Center

Neben seinem neuen Softwarestack hat Intel eine auf Data-Center-Anforderungen hin ausgelegte Graphic Processing Unit (GPU) vorgestellt. Die Intel Server GPU basiert auf Intels eigener Xe-LP-Mikroarchitektur. Das als System on Chip (SoC) angelegte Design beinhaltet eine 128 Bit breite Daten-Pipeline sowie 8 GB Grafikspeicher. Vier dieser GPUs lassen sich Intel zufolge in einer H3C-XG310 PCIe Karte zusammenschalten.

In Intels Server-Grafikkarte H3C XG310 finden vier GPUs Platz.
In Intels Server-Grafikkarte H3C XG310 finden vier GPUs Platz.
Foto: Intel

Intels Grafiklösung für Server ist in erster Linie für das Ausliefern von Streaming-Angeboten wie Spiele und Videos ausgelegt. Eine spezielle Video Processing Library soll im kommenden Jahr in oneAPI integriert werden, um das Zusammenspiel zwischen Software und Hardware weiter zu optimieren.

Lesen Sie mehr darüber, wie sich Intel neu im Markt positioniert:

Raja Koduri, Senior Vice President, Chief Architect und General Manager für die Bereiche Architecture, Graphics und Software bei Intel, sprach von einem Meilenstein in der eigenen Produktentwicklung. Die "XPU-Vision" stellt nicht mehr den herkömmlichen Rechenprozessor in den Mittelpunkt. Milliarden unterschiedlichster Devices, vom klassischen Desktop über mobile Endgeräte bis hin zum Internet of Things (IoT), sowie die wachsende Menge an Daten in diesen heterogenen Landschaften erforderten einen neuen Blickwinkel, sagt Koduri. Kommende Hardwarearchitekturen würden mit einem Mix unterschiedlicher Chips arbeiten - CPUs, GPUs, FPGAs (Field Programmable Gate Arrays) sowie andere Beschleuniger.

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