CO2-Ausstoß in der IT

IT-Dreckschleudern im Reality Check

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

PUE sagt nur die halbe Wahrheit

Grün durch IT - Das Potenzial der IT liegt im Steuern der wirklich "dreckigen" Techniken.
Grün durch IT - Das Potenzial der IT liegt im Steuern der wirklich "dreckigen" Techniken.
Foto: cio.de

Die Kernidee "grün durch IT bringt mehr als grüne IT" wird zurzeit jedoch noch konterkariert durch die "Power Usage Effectiveness" (PUE). Diese beliebte Green-IT-Kennzahl setzt den Stromverbrauch der IT im RZ in Relation zum gesamten RZ-Stromverbrauch. Ein Wert von 1 ist rechnerisch ideal -dann geht der ganze Strom in Server, Speicher und Netzkomponenten. Das Dilemma dabei: Wenn etwa weniger Server durch VirtualisierungVirtualisierung weniger Strom verbrauchen, verschlechtert sich der PUE, denn es geht anteilig weniger Energie in die IT. "Ein Insider kann abschätzen, dass PUE-Kennzahlen aus der Marketing-Abteilung stammen", bewertet Gartner-Analystin Tratz-Ryan die Lage. Auch Green-IT-Berater Stoll bezeichnet den PUE als "problematisch, denn er ist kein standardisierter Wert, sondern allenfalls ein Indikator". Für den Vergleich von Rechenzentren miteinander sei der PUE nicht geeignet. "Bisher gibt es keine allgemein anerkannten Vorgaben, wie die Ressourcen- und Energieeffizienz im RZ über eine umfassende Messgröße oder Kennzahl zur Messung der Leistungsfähigkeit der IT-Infrastruktur ausgewiesen werden kann", pflichtet Marina Köhn vom Umweltbundesamt bei. Alles zu Virtualisierung auf CIO.de

Trotz aller Unwägbarkeiten liegt BT-Manager Lereuth mit seiner Wette gut im Rennen, schätzen die meisten Beobachter. Schließlich sei noch viel Zeit, die positiven Effekte in der IT und durch die IT umzusetzen. Und wer dies nicht aus einem "grünen" Antrieb heraus leistet, hat zumindest seine Kosten reduziert. Allein deshalb wird die IT dafür sorgen, dass Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltiger werden.

Lereuths Wette - IT hilft, Energie zu sparen

Karsten Lereuth
Karsten Lereuth
Foto: BT

"Ich wette, dass der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie in zehn Jahren zu mehr Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft führen wird", schreibt der BT-Manager im CIO-Jahrbuch.

Karsten Lereuth (Foto) zielt in seiner Wette nicht primär auf die "grüne IT" ab, sondern vielmehr auf positive Effekte in allen Bereichen durch einen sinnvollen Einsatz von IT-Lösungen. Hier schlummert ein großes Rationalisierungspotenzial beim Energieverbrauch. So schreibt Lereuth: "Wir sind überzeugt, dass die ITK-Industrie eine Schlüsselrolle beim Übergang zu einer Wirtschaft mit geringem CO2-Ausstoß und mehr Energieeffizienz spielt und in diesem Prozess das Kommunikationsverhalten in Wirtschaft und Gesellschaft umfassend verändern wird." Als Kommunikationsunternehmen will BT natürlich von diesem Thema profitieren.

Hinzu kommt der Hype um die Cloud: Große und industrialisierte Rechenzentren von Providern, so die Kalkulation, sind in der Regel energieeffizienter als das veraltete Data Center im Keller des Anwenderunternehmens. Die Folgerung von Lereuth, erst die Hinwendung zu diesen neuen Optionen erlaube ein energiesparendes und damit auch in Zukunft kostengünstiges Arbeiten, ist nachvollziehbar. Allerdings reicht es nicht, diese Verantwortung an einen Provider auszulagern. Jedes Unternehmen muss selbst für mehr Nachhaltigkeit in der eigenen IT sorgen. Und ein Unternehmen, das mithilfe der IT traditionelle Prozesse nachhaltiger gestaltet, kann davon finanziell enorm profitieren.

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