Projekte


Die IT-Organisation bei EnBW

IT-Governance kostet viel Geld

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Diese von EnBW als "lokale Verantwortung" bezeichnete Verschiebung zwingt die einzelnen Gesellschaften, selber festzulegen, an welcher Stelle IT strategisch ist oder nicht. Entsprechend formulieren sie ihre Anforderungen und ordern den Bedarf aus dem zentralen Shared-Service-Center oder setzen eigene Leute auf ein Projekt.

Die Aufgaben des CIOs sind letztlich, die unterschiedlichen Aktivitäten zu integrieren, Redundanzen bei gleichen Prozessen zu vermeiden und Innovationen voranzutreiben. Der Schlüssel dazu liegt für Treml in einer Segmentierung nach Wertschöpfungsstufen. Ein Segment kann der Kundenservice, der Energiehandel oder der Netzbetrieb sein - gleich welche Gesellschaft diese Tätigkeit ausübt. Innerhalb eines Segments gibt es eindeutige Geschäftsfähigkeiten, die mit IT unterstützt werden. Beim Kundenservice wären dies die Callcenter- oder CRM-Systeme. Gelten sie als geschäftskritisch, werden sie selbst entwickelt, handelt es sich um Commodity, kommt Standardsoftware zum Einsatz.

Doch wer bestimmt das? Da die Geschäftsfähigkeiten und deren IT-Systemunterstützung meistens in mehreren EnBW-Gesellschaften notwendig sind, hat der Interessenvertreter (primus inter pares) eines Segments die Aufgabe, für eine einheitliche IT-Strategie und -Architektur zu sorgen. Meist ist es die Gesellschaft mit der höchsten IT-Durchdringung beziehungsweise dem größten IT-Budget. Im Fall des Kundenservice etwa die EnBW Operations GmbH, Spezialanbieter für energiewirtschaftliche Prozesse und Dienste.

Treml streut so die IT-Verantwortung in die gesamte Breite des Unternehmens, sprich: es ist gelungen, die IT-Durchdringung in sämtlichen Geschäftsprozessen zu erhöhen. Damit bewegt sich die IT-Strategie von EnBW durchaus auf dem Weg dessen, was Accenture bei sogenannten High-Performern identifiziert hat. Diese in Umsatz und Gewinn herausragende Gruppe von Konzernen finanziert und steuert ihre IT-Projekte nah am Geschäft, betont die strategische Ausrichtung des Projektportfolios und investiert entsprechend mehr für businessorientierte IT-Vorhaben.

Eine weitere Facette im Balancieren zwischen den Interessen löst der EnBW-Stratege über die IT-Governance-Ziele etwa durch die Festlegung der Kommunikationsprozesse. Alle drei Monate beispielsweise organisiert Treml ein Treffen aller Top-Manager, um die wesentlichen Entscheidungen zu fällen. In zweiwöchigem Rhythmus kommen zudem die lokalen IT-Strategen und Vertreter der Anwender zusammen. "Damit ist sichergestellt, dass die Dinge, die auf die Straße kommen, auch anwendbar sind."

Accenture - Erfolgsfaktoren für die IT-Organisation

1. Erfolgskritisch sind zentrale Organisationen im IT-Betrieb sowie die Ausrichtung des Anforderungs- und Projektmanagements auf die Geschäftsstrukturen.

2. Der Anteil der strategischen IT-Investitionen steigt, während gleichzeitig durch eine verstärkte IT-Governance die Gestaltungsmöglichkeiten der IT gefestigt werden.

3. Das Service-Management muss durch Integration mit dem Anforderungs-Management geschäftsorientierter werden.

4. Lieferantenintegration und wertorientierte Lieferantensteuerung führen zu erhöhter Kundenzufriedenheit und Effizienz.

Zur Startseite