CIO Leadership Excellence Program

IT-Manager beeindruckt von Indien



Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Warum ist Indien so anders? Warum ist das Business dort so kompliziert? Wieso sagen die meisten Inder im Gespräch mit Europäern "Ja", wenn sie "Nein" meinen?

Es waren nicht zuletzt die Fragen der interkulturellen Zusammenarbeit, die in diesem Jahr die Teilnehmer des "Leadership Excellence Program" (LEP) von WHU - Otto Beisheim School of Management und CIO während ihrer Woche in Bangalore und Mysore um. Hatten sich die CIOs und IT-Manager noch im Oktober 2016 im Rahmen des Weiterbildungsmoduls "General Management" auf dem WHU-Campus in Düsseldorf intensiv mit Business-Modellen und deren strategischen Implikationen beschäftigt, so folgte nun die Vor-Ort-Lektion in Sachen interkulturelles Management in Indien.

An der Myra School of Business in Mysore wurde die LEP-Reisegruppe sehr herzlich empfangen.
An der Myra School of Business in Mysore wurde die LEP-Reisegruppe sehr herzlich empfangen.
Foto: Simon Hülsbömer

Zwischen IT-Outsourcing und klassischem Handwerk

Zahlreiche Unternehmensbesuche - bei IT-Outsourcing-Dienstleistern wie HPE und TÜV Rheinland, in einer Privatbank, einer durch Spenden finanzierten Schule, einer staatlichen Seidenfabrik oder auch bei einem privaten Hersteller von Holzspielzeug - vermittelten der Gruppe ein umfassendes und sehr diversifiziertes Bild von Wirtschaft und Gesellschaft des 1,3 Milliarden Einwohner starken Landes.

Hinzu kamen Lehrveranstaltungen und Vorträge in renommierten Business Schools wie der Myra School of Business in Mysore und dem IIMB - Indian Institute of Management Bangalore. Eine perfekte Mischung aus Theorie und ganz viel Praxis - kein Wunder, dass die IT-Entscheider, die mit ihren Unternehmen teils bereits in Indien aktiv sind oder kurz vor einem Engagement stehen, mit einem stark erweiterten Horizont begeistert nach Deutschland zurückkehrten.

"Es eröffnen sich ganz neue Perspektiven der Zusammenarbeit - sowohl mit anderen Teilnehmern als auch mit internationalen Hochschulen", resümiert beispielsweise René KochRené Koch, Head of IT-Infrastructure des Köln Bonn Airport. Tobias Rölz, Head of IT Workplace & Application Services bei HiltiHilti Befestigungstechnik im schweizerischen Buchs, ergänzt: "Eine sehr lehrreiche Woche in einem Land voller Gegensätze: Spannende Einblicke in die indische Kultur und das Bildungssystem werden ideal ergänzt mit Präsentationen von modernsten IT-Firmen sowie lokalen traditionellen Unternehmungen. Insgesamt eine tolle Möglichkeit, seine globalen Leadership-Kenntnisse zu erweitern und ein absolutes Muss für jeden, der erfolgreich in Indien sein möchte." Top-500-Firmenprofil für Hilti Profil von René Koch im CIO-Netzwerk

Bargeld-Krise? Welche Krise?

Das besonders Spannende an den Firmenbesuchen in diesem Jahr waren die vor Ort gesammelten Erfahrungen mit der "Demonetarisierung" Anfang November 2016. Die indische Regierung hatte im Kampf gegen Schwarzgeld und Steuerhinterziehung - lediglich 1,5 Prozent der indischen Bevölkerung zahlt Steuern (sic!) - alle 500- und 1000-Rupien-Banknoten über Nacht für ungültig erklärt und der Bevölkerung lediglich sieben Wochen Zeit gegeben, diese Geldscheine bei der nächstgelegenen Bank einzutauschen.

Die staatliche Anordnung führte im "Bargeld-Land" Indien aber nicht ins Chaos, wie vielfach im Ausland erwartet worden war. Eher das Gegenteil war der Fall: Es bildeten sich zwar tagelang Hunderte Meter lange Warteschlangen vor den Geldinstituten, es zeigte aber in erster Linie die Anpassungsgabe und den Pragmatismus der indischen Bevölkerung. So wurde - entgegen den Plänen der Regierung - fast das komplette im Umlauf befindliche 500er- und 1000er-Bargeld umgetauscht, die Zahl der landesweit neueröffneten Bankkonten vervierfachte sich vielerorts binnen Tagen.

Die Spätfolgen der Demonetarisierung waren auch für die LEP'ler spürbar: Teils von früheren Reisen eingeführtes Bargeld wurde nicht akzeptiert, denn auch weiterhin lässt sich in Indien nur mit den kleineren Banknoten bis maximal 200 Rupien oder mit den neugedruckten 2000-Rupien-Scheinen zahlen - für die aber vielerorts nicht genug Wechselgeld vorhanden ist und die zudem schon in kleineren Mengen nicht ausgeführt werden dürfen.

Große kulturelle Unterschiede

Die zu Beginn gestellten Fragen ließen sich im Laufe der Woche leicht beantworten. Da Indien - durch die lange britische Kolonialherrschaft, das nur auf dem Papier nicht mehr existente Kastensystem und die vielen im Land vertretenen Religionen - sehr hierarchisch-patriarchalisch geprägt ist, ist der Respekt vor augenscheinlich besser gestellten Menschen - seien es In- oder Ausländer - sehr groß; die eigene Meinung mit Worten offen kundzutun, ist nicht üblich. Deshalb sagen die meisten Inder auch dann "Ja", wenn sie "Nein" meinen - wer nicht aus dem gleichen gesellschaftlichen Umfeld kommt, erkennt diese Nuancen meist nicht und muss sie erst verstehen lernen.

Wie vieles andere auch: Soziale Beziehungen siegen über rationale Entscheidungen, Zeit ist immer relativ zu sehen und so etwas wie Termintreue nach deutschem Vorbild können Inder meist nur über praktische Erfahrungen im Ausland erlernen. Und noch etwas wurde für die Gruppe der IT-Manager deutlich: Alles, was sich in Indien sehen und erfahren lässt, ist gleichzeitig wahr und falsch - weil es garantiert auch das genaue Gegenteil dieser Erfahrungen geben wird.

Beeindruckende Gastfreundschaft

Die Herzlichkeit und Freundlichkeit, mit der die Einheimischen den Gästen aus Deutschland begegneten, war mehr als beeindruckend. "Wer Geschäft in Indien machen möchte, sollte zuvor solch ein Interkulturelles Seminar verpflichtend besuchen", war sich die Gruppe einig. René Koch bringt es auf den Punkt: "Die Intensität des LEP bringt viel mehr als ein 'herkömmliches' Management-Seminar."

Bereit für den nächsten Durchgang?

Möchten auch Sie am "Leadership Excellence Program" teilnehmen? Am 23. Oktober startet in Düsseldorf die nächste Runde, Ende April 2018 geht es dann nach China. Mehr Informationen finden Sie auf der LEP-Website und auf der neuen Website der Executive-Education-Programme von IDG. Bewerben Sie sich jetzt um einen der begehrten Plätze!

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