Strategien


Volkswagen

IT schiebt den neuen Golf an

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.
Seit Mitte Oktober ist die fünfte Golf-Generation im Handel. Entwicklung und Produktion des Volumenmodells, mit dessen Erfolg die künftigen Geschicke des VW-Konzerns eng verknüpft sind, stellen für die IT unter CIO Dieter Schacher eine große Herausforderung dar.

Das wichtigste Projekt des Volkswagen-Konzerns nach dem Golf I vor 29 Jahren im Umriss: Verkaufsstart war am 17. Oktober, 135000 Autos sollen noch in diesem, 600 000 im kommenden Jahr gebaut werden. Die Fertigungsprozesse im Wolfsburger Stammwerk, in Mosel bei Zwickau und in Brüssel müssen standardisiert ablaufen, damit der Golf in Fahrt kommt - aber auch, um möglichst viele Komponenten und Prozesselemente für die anderen Modelle von New Beetle bis Touran verwenden zu können, die auf derselben Plattform basieren wie der "A5" - unter diesem Code rangiert der Golf V intern.

In Wolfsburg schaut gegenwärtig alles gebannt auf den neuen Kompaktwagen. An einen Flop mag man am Mittellandkanal nicht denken, denn Euro-Stärke, Konjunkturschwäche und hohe Produktentwicklungskosten haben den Ertrag von Europas größtem Autokonzern gedrückt, seit Vorstandschef Bernd Pischetsrieder im April letzten Jahres an Bord kam. Der Golf soll es richten, und nicht nur das Werk, die ganze Stadt fiebert mit: Für die Markteinführung hat sich Wolfsburg ganz ernsthaft in "Golfsburg" umbenannt - mit breiter Zustimmung der Einwohner, dem Segen von Bürgermeister Rolf ("Golf") Schnellecke und mit überklebten Ortsschildern.

60 Prozent IT-Aktivitäten für die Marke VW

Volkswagen beschäftigt aber nicht nur eine kreative Marketingabteilung, sondern auch mehr als 7000 IT-Fachkräfte - einschließlich derer, die bei der IT-Tochter Gedas konzerninterne Aufgaben erfüllen. Volkswagens Konzern-CIO Dieter Schacher verdeutlicht die Prioritäten: "60 Prozent der IT-Aktivitäten bindet die Marke VW."Der verbleibende Block entfällt auf Konzerntöchter und -aktivitäten, die nicht unmittelbar etwas mit der Entwicklung und Herstellung der Fahrzeuge zu tun haben: die Marken Audi, VW und Seat etwa oder die Volkswagen-eigene Kreditbank.

Fünf Leute verantworten die Informationsverarbeitung, die auf Vorstandsseite bei Jens Neumann im Ressort Konzernstrategie, Treasury, Recht und Organisation aufgehängt ist: Schacher als Leiter Führungsorganisation und Systeme, Audi-CIO Klaus-Hardy Mühleck, der neue Gedas-Vorstandschef Axel Knobe, Werner Carstengerdes mit Verantwortung für Technik und Betrieb und Sven-Torsten Huster, der IT-Chef der Volkswagen-Bank.

Schachers Regime umfasst die Informationssysteme für die Produktentstehung (Entwicklung) unter Trac Tang und die Produktherstellung (Fertigung) unter Uwe Schulte, ferner für Vermarktung, administrative Prozesse sowie für Technik und Betrieb. Dazu kommen die horizontalen Einheiten Geschäftsprozessorganisation, Strukturorganisation, Informatikzentrum einschließlich der Sicherheitssysteme und Controlling. "Die VW-IT ist an Prozessen, nicht an Funktionen orientiert", umreißt Schacher das Organisationsprinzip.

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