CIOs als Entdecker

IT-Trends und wo sie zu finden sind

Kommentar  16.11.2022
Thornton May ist Autor von "The New Know: Innovation Powered by Analytics" und tritt darüber hinaus als Sprecher und Berater auf. Er schreibt für unsere US-Schwesterpublikation CIO.com.
CIOs sind Trendmeister oder Trendopfer. Wie können Sie sich in der Flut der Neuigkeiten zurechtfinden und up-to-date bleiben?
In der schieren Flut an IT-Trends müssen CIOs sich als Entdecker verstehen, die vielversprechende Ziele anvisieren und aktiv verfolgen.
In der schieren Flut an IT-Trends müssen CIOs sich als Entdecker verstehen, die vielversprechende Ziele anvisieren und aktiv verfolgen.
Foto: YAKOBCHUK VIACHESLAV - shutterstock.com

IT-TrendsIT-Trends zu überwachen ist beileibe keine triviale Aufgabe. CIOs werden mit Vermutungen über den technologischen Wandel überschwemmt. Was sollen IT-Führungskräfte angesichts einer solchen Flut an IT-Trends tun? Es ist praktisch unmöglich, den Überblick über sie alle zu behalten. Und doch ist es ein wichtiger Aspekt der IT-Führung in der heutigen Zeit der schnellen Veränderungen, über IT-Trends auf dem Laufenden zu bleiben - und ihnen idealerweise voraus zu sein. Alles zu IT Trends auf CIO.de

Der beste Weg für CIOs, sich dem Ozean von Technologie-Prognosen zu nähern, auf dem die IT-Community schwimmt, besteht darin, die folgenden vier Schlüsselrollen zu erkennen und zu perfektionieren. IT-Führungskräfte sollten diese Rollen ausfüllen, um ihre Organisationen über die neuesten Diskussionen und Debatten zu IT-Trends auf dem Laufenden zu halten.

1. IT-Trends sammeln

CIOs müssen in erster Linie die Informationsflüsse der IT-Trends zusammenführen und sie sinnvoll weiterleiten. Die altmodische Trendanalyse bestand darin, den Torpedo zu beobachten, wenn er auf einen zukommt. Heute müssen CIOs proaktiv und prophylaktisch handeln, um sicherzustellen, dass sich ihr Unternehmen auf die richtigen Trends konzentriert, und zwar auf die richtige Weise und zum richtigen Zeitpunkt.

2. IT-Trends kommunizieren

In seinem Paper über technologische Prognosen schlug James Brian Quinn vor, dass die Vorhersage von Technologietrends ein täglicher Bestandteil der Informationsaufnahme von Führungskräften werden sollte. Er vergleicht esmit Wirtschaftsprognosen, Marktprognosen, Finanzprognosen und Wettervorhersagen. In unserem digitalen Zeitalter, in dem Technologietrends Chancen schaffen und die Wettbewerbsbedingungen verändern können, müssen CIOs meiner Meinung nach den Kommunikationsprozess zu den IT-Trends formalisieren, ähnlich wie die Berichte aus der Chefetage. Nur eben umgekehrt.

Der CEO und die ihm direkt unterstellten Mitarbeiter sollten in regelmäßigen Abständen ein klares, zweckmäßiges Briefing über die wichtigsten IT-Trends erhalten. Auf Vorstandsebene ist es zudem sinnvoll, dass die IT-Trends in jeder Sitzung besprochen werden. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei den Auswirkungen auf wichtige Kundenbeziehungen gelten. Bei der Vorbereitung des IT-Trend-Briefings müssen CIOs darauf achten, dass sie die Beziehung zu und die Auswirkungen auf die Unternehmensziele sowie die menschliche Motivation hervorheben.

3. IT-Trends beerdigen

Unternehmen können Ressourcen für die IT-Trendanalyse zu hoch, zu niedrig oder schlicht falsch zuweisen. CIOs müssen die FOMO-Begeisterung (d. h. die Angst, etwas zu verpassen - "Fear of missing out") mit den Realitäten der "Lähmung durch Analyse" und der strategischen Relevanz in Einklang bringen. Ich erinnere mich an einen älteren Cartoon mit der Überschrift: "Wir müssen unsere Strategie der Hoffnung, dass das Internet einfach wieder verschwindet, überdenken."

Ein großer Teil des Mehrwerts, den CIOs im Bereich der IT-Trends beisteuern, besteht also darin, zu entscheiden, welche Trends keine unmittelbare Aufmerksamkeit oder Ressourcen erfordern. Der CIO fungiert als "Leichenbeschauer" für Trends, der die "Todesursache" und den "Todeszeitpunkt" feststellt. Und er muss glaubwürdig erläutern, warum ein bestimmter Trend zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiterverfolgt werden muss.

Das Faszinierende an der IT ist jedoch, dass ein "toter" Trend bei Unternehmen A für Unternehmen B überlebenswichtig sein kann. Oft hängt das von der Branche ab. So gibt es beispielsweise viele Organisationen, die in den kommenden fünf Jahren nicht unbedingt auf autonome Fahrzeuge umsteigen müssen. Hingegen hat das US- Verteidigungsministerium schon heute bereits weit über 20.000 unbemannte Luftfahrzeuge (UAVs) im Bestand.

4. IT-Trends gestalten

Zu viele in unserer Branche betrachten IT-Trends als äußere Variablen - Billardkugeln, die aus dem Umfeld überraschend auf die Organisation zurollen. In Wirklichkeit spiegeln IT-Trends die Wünsche, Bedürfnisse und Träume von IT-Experten wider, die dem Hauptfeld voraus sind. In seiner Abhandlung über 500 Jahre technologischen Wandel (Leonardo: Technology & Culture From the Renaissance to the Present) argumentiert Thomas Misa, dass historische Akteure eine wichtige Rolle bei der "Auswahl und Veränderung von Technologien spielten, um ihre Vision der Zukunft zu schaffen oder aufrechtzuerhalten". Misa sagt uns, dass wir selbst die eigentliche Quelle der IT-Trends sind.

In ihrem provokanten und überzeugenden Buch Homo prospectus argumentieren der Psychologieprofessor Martin E.P. Seligman von der University of Pennsylvania und der Philosophieprofessor Peter Railton von der University of Michigan, dass der Mensch falsch benannt ist. Wir sind nicht wirklich homo sapiens (d.h. weise) oder homo habilus (d.h. geschickt). Was wir wirklich sind, ist homo prospectus - eine Spezies, die in der Lage ist, über die Zukunft nachzudenken und die Aussichten alternativer Zukünfte zu erwägen.

Trendmeister oder Trendopfer?

CIOs haben die Wahl: Sie können Trendmeister oder Trendopfer sein. Um Trendmeister zu sein, müssen sie das Unternehmen dazu anregen, kreativ über die Zukunft nachzudenken, in der sie leben wollen, und die Werkzeuge bereitstellen, um dies zu ermöglichen. (ajf/jd)

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