CIO Auf- und Aussteiger


Ex-CIO von BSH Hausgeräte

Joachim Reichel sticht in See

Jens Dose ist Editor in Chief von CIO. Seine Kernthemen drehen sich rund um CIOs, ihre IT-Strategien und Digitalisierungsprojekte.
Ein IT-Chef bricht zu neuen Ufern auf. Am 30. Juni hat Joachim Reichel den CIO-Posten bei BSH verlassen. Sein nächstes Ziel: die Weltumrundung.
Joachim Reichel, Ex-CIO von BSH Hausgeräte, erfüllt sich einen Lebenstraum: Er will die Welt umsegeln.
Joachim Reichel, Ex-CIO von BSH Hausgeräte, erfüllt sich einen Lebenstraum: Er will die Welt umsegeln.
Foto: Joachim Reichel

Nach rund 30 Jahren in IT-Führungspositionen erfüllt sich Joachim Reichel einen Lebenstraum. Gemeinsam mit seiner Frau will er in den kommenden Jahren die Welt umsegeln. Ein Sabbatical reiche für so ein Unterfangen nicht aus, sagt er, darum habe er seinen CIO-Posten bei BSH HausgeräteBSH Hausgeräte ganz aufgegeben. Ab 1. Oktober übernimmt Robert Müller die Stelle. Er kommt von der Nestlé Group. Top-500-Firmenprofil für BSH Hausgeräte

"In meinem Leben sind mir drei Dinge sehr wichtig: Familie, Segeln und Digitalisierung," sagt Reichel. Letzteres habe er in den vergangenen Jahrzehnten sehr intensiv betrieben. Jetzt erhalten die anderen beiden den Vorzug. Im August will der Manager mit seinem Boot, der "SV Viking", in See stechen. Bis dahin sei aber noch einiges zu tun: "So ein Schiff ist fast so komplex wie eine IT-Architektur," sagt er.

(Fast) Völlig losgelöst

Ganz lossagen kann sich Reichel nicht von der IT. Seine Aufgaben beim IT-Anwenderverband VOICEVOICE will er weiter wahrnehmen: "Das Netzwerk und meine Arbeit in dem Verband sind mir weiterhin sehr wichtig und die Bandbreite auf See sollte dafür ausreichen." Reichel engagiert sich auf der Ebene der Europapolitik und treibt die Zusammenarbeit mit anderen europäischen IT-Verbänden voran. Denn: der Ex-Manager sieht noch einige Probleme: "Die Politik in Europa unterstützt IT-Anwender zu wenig und konzentriert sich stattdessen zu stark auf einige wenige mächtige Großunternehmen. Zudem muss Bürokratie in der EU abgebaut und digitale Souveränität sichergestellt werden," fasst er zusammen. Alles zu Voice auf CIO.de

Darüber hinaus ist Reichel auch dieses Jahr wieder Jury-Mitglied beim Wettbewerb "CIO des Jahres". Das sei eine sehr gute Möglichkeit, junge CIOs bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Der Preis biete den Kollegen die nötige Aufmerksamkeit, um Standfestigkeit und Reputation aufzubauen, in und außerhalb der Branche. "Der Job des CIO ist einer der schwierigsten im Unternehmen und bekommt selten die Anerkennung, die er verdient," resümiert er.

Außerdem bedient das Jury-Mandat eine ganz persönliche Neigung: "Ich bin einfach neugierig," sagt Reichel. Er schaue gerne in andere Unternehmen rein. Unter den Bewerbern für die begehrte Auszeichnung seien jedes Jahr viele spannende IT-Strategien, Digital- und Transformationsprojekte.

Meilensteine und Lehren

Davon hat Reichel selbst einige umgesetzt. Nachdem er 2015 den CIO Posten bei BSH übernommen hatte, entwickelte er eine groß angelegte Digitalstrategie für das Unternehmen. Auf zwei Projekte, die sein Team umgesetzt hat, sei er besonders stolz: Die Silo-orientierte Arbeit der IT wurde durch ein Target Operating Model abgelöst. "Damit haben wir unsere Arbeitsweise wesentlich agiler und digitaler aufgestellt," erinnert er sich. Zudem hat seine Abteilung ein Captive Service Center in Bangalore aufgebaut. Mittlerweile arbeiten dort rund 300 Entwickler für BSH, was laut Reichel die Entwicklungskompetenz des Unternehmens deutlich nach vorn gebracht hat.

Solche Leistungen kommen jedoch nicht von ungefähr. "Als CIO braucht man vor allem einen langen Atem," so Reichel. Große Veränderungen benötigten mindestens vier bis fünf Jahre. Neben technischem Know-how müsse ein IT-Chef auch Vertrauen zur IT im restlichen Unternehmen aufbauen. "Ich muss die Branche und die Prozesse im Betrieb verstehen. Der Zweck der IT muss im Schulterschluss mit den Fachabteilungen an den Geschäftszielen ausgerichtet werden," sagt er. Diese Zeit hat sich der Ex-CIO genommen: Vor seiner sechsjährigen Tätigkeit bei BSH war er zehn Jahre IT-Chef bei Wacker Chemie, nachdem er acht Jahre als Managing Director bei der Deutschen Bank arbeitete.

Wie lange die Weltumrundung dauern wird, weiß Reichel noch nicht: "Wir haben es aber nicht eilig. Ein Boot ist eben nur so agil wie der Wind und die Wellen es zulassen."

Zur Startseite