Elektronische Trading-Plattformen

Kehraus auf den Marktplätzen

01.12.2003
Von Roland Keller

Nutzerzahlen steigen wieder

Bereits im Juli meldete die Chemie-Plattform CC Chemplorer, man habe den Break-even erreicht. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Lieferanten um 50 Prozent auf knapp 500. Auch Unternehmen aus der Nahrungsmittel- und Automobilindustrie nutzen aus diesem Grund die Plattform, die in zwölf Monaten um 20 Prozent gewachsen ist. Bayer, BASF, Degussa und Henkel gehören zu den 33 einkaufenden Unternehmen. Die Anzahl der Nutzer stieg von 24 000 auf 33 000. CC Chemplorer bietet sowohl den Einkauf über Katalogdatenbanken mit einem monatlichen Transaktionsvolumen von etwa 20 Millionen Euro als auch einen Hub für den automatischen Dokumentenaustausch zwischen Warenwirtschaftssystemen per XML. Für Christian Baader, Business Development SAP, zählt CC Chemplorer zu den "Winning Models", die die kritische Masse erreicht hätten und durch wachsende Transaktionsmöglichkeiten eine immer größere Attraktivität für die Teilnehmergewännen. Die Kosten, die sich normalerweise aus einer Monats- oder Jahresgebühr und dem Transaktionsumsatz zusammensetzen, scheinen für viele Teilnehmer kaum ins Gewicht zu fallen - sobald sich nur positive Effekte durch genügend Transaktionen einstellen.

Werben um den skeptischen Mittelstand

Fragt man Experten, was den raschen Durchbruch von Marktplätzen in der Boom-Zeit verhinderte, erfährt man von Oliver Müller, Director Produktmarketing EMEA beim Softwareanbieter Commerce One, dass etliche Startups die Zeit unterschätzt hätten, bis Kunden neue Angebote akzeptieren. "Vielen fehlte es an Branchenwissen und Kontakten, um den skeptischen Mittelstand zu überzeugen. Dies und die nachfolgende Investitionsschwäche zwangen den einstigen Shooting-Star Commerce One, aber auch Wettbewerber Ariba und Anbieter wie OracleOracle, zu radikalen Konsolidierungen. Auf den Mittelstand setzt man weiterhin; genau hier sehen Commerce-One-Partner SAPSAP und andere Anbieter von ProzesssteuerungssoftwarePotenzial für den Anschluss an die NetzwerkeNetzwerke der Großindustrie.
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Ganz ohne Visionen und Hoffnungen geht es aber auch künftig in der E-Marktplatz-Szene nicht. "Warum sollen Unternehmen teures Know-how aufbauen, um ihre Kataloge zu pflegen?, fragt Baader von SAP und denkt wie Müller an das Geschäftsmodell des Application Service Providing (ASP) - ein Service, der auf elektronischen Marktplätzen ideal zur Verfügung gestellt werden könne. Thorsten Wichmann, Chef von Berlecon Research, bremst jedoch allzu große Hoffnungen auf eine schnelle Trendwende und sieht trotz der positiven Entwicklungen bei etlichen großen Branchen-Exchanges noch kein Revival.

"Nicht mehr als zwei bis drei Marktplätze pro Branche werden sich herausbilden, schätzt Österle. Schwerer werden sich, so die Experten, branchenübergreifende Anbieter tun, hinter denen keine Konzerne wie dieTelekom stehen. Norbert Fischer, Leiter des BereichsE-Marktplätze im Beratungshaus Cap Gemini Ernst & Young, fasst seine Perspektive wie folgt zusammen: "Das Zauberwort B-to-B, das einst den Marktplatz-Hype mit beflügelt hat, muss heute mit 'Back to Business' übersetzt werden. Gefragt sind Effizienz, Kostensenkung und konkreter Nutzen."

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