Service-orientierte Architekturen

Kein schnelles Glück

05.10.2005

Beispiele von Unternehmen, die diese Skepsis entkräften, sind in der Tat rar. Die britische Versicherung Standard Life baut seit mehr als zehn Jahren eine SOA. Im vergangenen Jahr hat die Versicherung etwa 30 ihrer rund 250 Services untersucht. Das Ergebnis: Diese 30 Services brachten allein durch ihre Wiederverwendung eine Ersparnis von einer halben Million Euro innerhalb des vergangenen Jahres, wie Forrester-Analyst Hoppermann berichtet. Dabei hatte Standard Life schon heraus gerechnet, was sie zusätzlich aufwenden mussten, um diese Services in verschiedenen Versionen für die verschiedenen Anwendungen lauffähig zu halten.

Fehlende Preismodelle

Neue Lizenz- und Preismodelle der Anbieter könnten die Kosten treiben. Obwohl noch kein einziges vorliegt, befürchten einzelne Anwender bereits, dass die Softwarelieferanten SOA dazu missbrauchen könnten, ihre Lizenzeinnahmen aufzupäppeln. Dem SOA-Ansatz getreu wollen CIOs jedoch nur noch für diejenigen Funktionen zahlen, die sie aus den Monolithen für ihre Services brauchen.

Dazu müssten Anbieter noch Mechanismen schaffen, mit denen sie beispielsweise zehn Services für ein Jahr frei schalten oder nach Verbrauch abrechnen. Über derartige Modelle hat allerdings noch nicht einmal SAP abschließend nachgedacht. In Walldorf hält man neue Preismodelle frühestens Ende 2006 für wahrscheinlich.

Christian Glas, Berater beim Beratungsunternehmen Pierre Audoin Consultants (PAC), versucht bereits von vornherein die Bedenken zu zerstreuen. Lizenzen spielen nach seiner Ansicht nur eine untergeordnete Rolle. Bei einem SAP-System zum Beispiel entstehen die größten Kosten durch Services wie Anfangsimplementierung und jährliche Updates.

Ungewissheit herrscht bei Managern auch darüber, wie sich eine SOA auf die Komplexität der IT-Landschaft auswirkt. So argumentiert Margraff von Vodafone, zwar werde sich die Komplexität zunächst verringern, wenn durch die gegenseitige Vernetzung der Systeme die Point-to-Point-Verbindungen zwischen den Anwendungen geringer würden. Andererseits verspreche SOA jedoch, Services flexibel zu Prozessen zusammenzufügen. Seine Schlussfolgerung: "Wird diese Flexibilität tatsächlich in Anspruch genommen, so erhöht sich die Komplexität."

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