Strategien


Smart Grids und Smart Meter

Keine Energiewende ohne IT und TK



Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Energieversorger: Riesige Datenmengen fallen an

Unabhängig davon, welches Smart-Meter-Szenario sich durchsetzen wird, stehen die Energieversorger künftig vor der Aufgabe, Massendaten zu verarbeiten. "Die Menge der anfallenden personenbezogenen Daten wird exorbitant wachsen", prognostizieren etwa die Analysten von Deutsche Bank Research in dem Report "Smart Grids". Ein einfaches Rechenbeispiel veranschaulicht den erheblichen Mehrbedarf an Speichersystemen. Bislang erheben die Energieversorger einmal pro Jahr die Verbrauchsdaten der Kunden.

Foto: Thomas Jansa, Fotolia.de

Überträgt man den heute in der Energiebranche üblichen 15-Minuten-Takt zur Netzsteuerung auf die Smart-Meter-Erhebung, müssten die Versorger künftig mehr als 35.000 Daten pro Jahr und Kunde verarbeiten. Experten rechnen jedoch mit noch kürzeren Tariftakten, die minütlich den Verbrauch messen. Die heutigen IT-Systeme hiesiger Energieversorger sind auf die Massenverarbeitung nicht vorbereitet.

Vor besonderen Herausforderungen steht die Branche, wenn Energie mobil wird. Mit der Verbreitung von Elektroautos, die möglicherweise auch noch als Zwischenpuffer für überschüssige Energie dienen sollen, müssen sich die Versorger mit Themen wie Roaming beschäftigen. "Man benötigt einen zentralen Daten-Pool, auf den die verschiedenen Marktteilnehmer zugreifen können. Ziel muss es sein, dass Halter von Elektroautos, die Versorgungsgebiete unterschiedlicher Versorger durchfahren und dort Ladesäulen anzapfen, jeweils nur eine Rechnung von ihrem Provider bekommen.

Das muss ähnlich reibungslos verlaufen wie im Mobilfunk", nennt Johannes Viereck, Leiter des Geschäftsbereichs Energy & Utilities bei Logica in Deutschland, die zentrale Herausforderung. Der IT-Dienstleister betreibt dazu in Holland beispielsweise eine Data-Clearing-Plattform, die Finanz- und Energie-Datenströme für Ladesäulenbetreiber, Energieversorger und Elektromobilitäts-Dienstleister bündelt und steuert.

Die Energieversorger müssen ihre IT enorm nachrüsten und überarbeiten, um der Energiewende Herr zu werden. Insbesondere beim Billing besteht Nachholbedarf. Neue Tarifstrukturen und -einheiten sowie Pakete aus Erzeugung, Verbrauch, Speicherung und Elektromobilität sind mit den heutigen Systemen nicht machbar, zumal Branchenbeobachtern zufolge einzelne Anbieter noch mit Excel-Tabellen bei der Datenerfassung arbeiten. Auch die Rechnungsstellung muss den neuen Anforderungen gerecht werden, warnt Telekom-Managerin Riedmann de Trinidad: "Die Gesamtkosten für die Rechnungserstellung belaufen sich bei deutschen Energieversorgern auf bis zu 20 Euro. In der TK-Branche fällt nur ein Zehntel davon an."

Infolge der Digitalisierung und Energiewende rechnen Experten zudem mit einem sich verschärfenden Wettbewerb im Energiemarkt: "Es wird neue Marktstrukturen und Anbieter sowie veränderte Preisstrukturen geben", erwartet Logica-Manager Viereck. "Die Energieversorger müssen sich intensiver um ihre Kunden kümmern. Kundenbindung, -betreuung und -services sind in dieser IndustrieIndustrie nicht besonders ausgeprägt, sie hinken anderen Segmenten weit hinterher." Die Anbieter müssen noch erheblich in ihre IT-Ausstattung investieren, um Daten über die Bedürfnisse der Kunden zu erheben, zu erkennen und zu verstehen, damit sie ihnen mit ansprechenden Angeboten und Services entgegenkommen können. Top-Firmen der Branche Industrie

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