IT-Manager wetten

KI – eine Aufgabe für das ganze Unternehmen

Nils Urbach ist Professor für Wirtschaftsinformatik und Strategisches IT-Management an der Universität Bayreuth.
Universität Bayreuth
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Daten können in nahezu jeder Wertschöpfungsaktivität im Unternehmen entstehen oder verarbeitet werden und sind damit Grundlage für zahlreiche Anwendungen: Dem Einkauf wird es zum Beispiel ermöglicht, durch die Auswertung von Transaktions-, Stamm- und Marktdaten Prozesse oder Aufgaben ganz oder teilweise zu automatisieren. In der Logistik kann die Qualität von Warenanlieferungen automatisiert geprüft werden. Roboterarme, die menschliche Bewegungen nachahmen, ermöglichen neue Potenziale der Automatisierung in der Produktion. Das Marketing profitiert von noch leistungsfähigeren Anwendungen, die dem Kun­den individuell die passende Werbung anzeigen oder das (gewünschte) Produkt vorschlagen.

After-Sales-Services können auf den Einsatz von Chatbots setzen, um häufig gestellte Kundenanfragen automatisch zu beantworten. Im Personalwesen kann der Arbeitsaufwand für Einstellungen durch automatisiertes Filtern von Bewerbungen anhand der Anforderungen des Unternehmens reduziert werden. Das Anwendungspotenzial von KI macht keinen Halt vor Abteilungsgrenzen. Für einen erfolgreichen Einsatz auf all diesen potenziellen Anwendungs­gebieten bedarf es daher einer ganzheitlichen Strategie sowie eines Daten- und KI-Managements in allen Bereichen.

Automatisierung und die Folgen

Die oben beispielhaft dargestellten Anwendungen von KI im Unternehmen machen deutlich, dass Automatisierung einen wesentlichen Bestandteil des Potenzials von KI darstellt. Autonom agierende Softwareagenten stellen neue Anforderungen an die Koordination und Kon­trolle in der Ausführung von Aufgaben. So stellt sich beispielsweise die Frage, wer einen Softwareagenten kontrolliert oder wie man im Team aus Menschen und KI führt. Damit geht aber auch die Debatte einher, inwieweit KI die menschliche Arbeitskraft ergänzen oder ersetzen kann. Zumindest in einer langfristigen Per­spektive müssen Unternehmen das Kompetenzprofil ihrer Mitarbeiter anpassen.

Die Automatisierungsbestrebungen legen aber auch nahe, dass sich Unternehmen und Politik über übergeordnete Ethikprinzipien Gedanken machen müssen. Diese Grundsätze können ein entscheidender Ankerpunkt für die Mitarbeiter sein und deren Vertrauen in KI stärken. In diesem Kontext erschwert der durch die Blackbox-Problematik verursachte Mangel an Nachvollziehbarkeit die Bildung von Vertrauen in KI-Lösungen. Es muss zum Beispiel ausgeschlossen werden können, dass Bewerber aufgrund ihrer Herkunft von einer KI-Anwendung für ein Bewerbungsgespräch abgelehnt werden. So bietet IBM zur Förderung einer fairen Gesichtserkennung kostenlos einen Datensatz an, der die Vielfalt menschlicher Gesichter repräsentieren soll.

Die Rolle des IT-Managements

Obwohl KI eine Aufgabe für das gesamte Unternehmen darstellt, werden die IT-Verantwortlichen über die digitale Transformation hinaus auch in der Umsetzung von KI-Projekten eine zentrale Rolle einnehmen. Während die digitale Transformation eine Voraussetzung für die Anwendung von KI im Unternehmen ist, stellt die Anwendung von KI wiederum neue Anforderungen an das IT-Management.

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