Ergo-Deutschland-CIO Krause

KI und natürliche Intelligenz werden der nächste Game Changer

06.04.2022
Von Mario Krause
Mario Krause wettet im CIO-Jahrbuch 2022, dass in fünf Jahren die Symbiose aus natürlicher und künstlicher Intelligenz der nächste "Game Changer" für die Geschäftswelt sein wird.
"Alles, was auf Basis von KI automatisierbar ist, wird automatisiert werden. Darüber hinaus bleibt alles, was im Geschäftsleben mit Kreativität, Instinkt und Business-Sense zu tun hat, in menschlicher Hand", schreibt Mario Krause, CIO Ergo Deutschland und Mitglied der Vorstände der Ergo Deutschland AG und Ergo Tech­nology & Services Management AG sowie Vorsitzender der Geschäftsführung der Itergo Informationstechnologie GmbH.
"Alles, was auf Basis von KI automatisierbar ist, wird automatisiert werden. Darüber hinaus bleibt alles, was im Geschäftsleben mit Kreativität, Instinkt und Business-Sense zu tun hat, in menschlicher Hand", schreibt Mario Krause, CIO Ergo Deutschland und Mitglied der Vorstände der Ergo Deutschland AG und Ergo Tech­nology & Services Management AG sowie Vorsitzender der Geschäftsführung der Itergo Informationstechnologie GmbH.
Foto: ERGO Group AG

Wer von Ihnen erinnert sich noch an die berühmten Science-Fiction-Filme aus den Jugendtagen? Maschinen wie HAL 9000 oder der Terminator, ausgestattet mit künstlicher Intelligenz (KI), besaßen menschliche Fähigkeiten oder übertrafen diese sogar. Nach einem stiefmütterlichen Dasein exzentrischer Wissenschaftler während der ersten Jahre hat sich das Thema KI in der Tat in den vergangenen Jahren zum wahren Hype ent­wickelt. Oft wird KI als Gegenpol zu natürlicher, also menschlicher Intelligenz betrachtet.

Damit geht regelmäßig die Debatte einher, inwieweit KI die natürliche Intelligenz und die damit verbundene menschliche Leistung er­setzen kann. Doch anders als in den Filmen angedeutet, hat der Ersatz seine Grenzen. Ich glaube deshalb, dass in fünf Jahren gerade aus der symbiotischen Beziehung von natürlicher und künstlicher Intelligenz im Geschäftsleben das meiste Kapital geschlagen wird.

Der Begriff "künstliche Intelligenzkünstliche Intelligenz" wurde im Jahr 1956 in den Dartmouth-Konferenzen geprägt. Die Ursprünge reichen allerdings weiter zurück: Der Philosoph Ramon Llull (13. Jahrhundert) wird von manchen als die erste Person angesehen, die mithilfe einer Maschine versuchte, logisches Denken zur Generierung von Wissen zu nutzen. Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

KI und maschinelles Lernen

KI wird üblicherweise als die Fähigkeit einer Maschine definiert, kognitive Funktionen aus­zu­führen, die wir mit dem menschlichen Verstand assoziieren, wie Wahrnehmen, Schluss­folgern, Lernen und Problemlösen. Aus diesem Grund werden die KI-Teilbereiche wie "maschinelles Lernen" oder "Deep Learning" mit KI gleichgesetzt. Neben der Fähigkeit, sich selbst zu optimieren, gibt es auch den Versuch, das menschliche Gehirn und dessen Leistungen nach­zuahmen. Was dabei dann automatisiert wird, ist die Expertenfähigkeit des "intelligenten Verhaltens". Also nicht alle Verhaltens­aspekte und Eigenschaften von Menschen.

Dies passt ins Bild, denn KI mit der passenden Rechen- und Speicherleistung erlaubt aktuell zweckmäßige Mustererkennung in unüberschaubar großen, oft unstrukturierten Datenmengen. Regelmäßigkeiten, Wiederholungen oder Ähnlichkeiten werden dabei maschinell erfasst. Dort ist KI dem Menschen überlegen. Grundlage ist die Fähigkeit zur Klassifizierung: Merkmale innerhalb einer Merkmalskategorie kann die Maschine einfacher identifizieren als der Mensch. Auf diese Weise lassen sich umfangreiche Texte in Dokumenten analysieren oder digitalen Fotos ihre spezifische Bedeutung geben. Auch in der Spracherkennung ist das systematische Erkennen von Mustern von größter Relevanz, denn es dient der maschinellen Kommunikation.

Mustererkennung macht die künstliche ­In­­telli­genz in rein regelbasierten Heraus­for­derungen unschlagbar. Beste Beispiele dafür sind die Spiele Schach und GO. In beiden Fällen geht es darum, möglichst viele Spielzüge und deren Auswirkung auf Gewinn oder Niederlage zu ­simulieren. Beim Spiel GO ist es mittlerweile sogar gelungen, mithilfe selbst­lernender ­Algo­rith­men die Maschine so weit zu trainieren, dass sie selbst den besten Groß­meister schlägt.

CIO-Jahrbuch 2022
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Die Erfolge lassen so manchen davon träumen, dass die KI immer neue menschliche Fähigkeiten erlernen kann. Wir nutzen Gadgets, die intelligent wirken und unsere täglichen Auf­gaben erleichtern. Alexa kann Sie zum Beispiel an Ihre täglichen Termine erinnern, Ihre Einkaufsliste im Auge behalten und bei Bedarf Ihre Lieblingsmusik abspielen. Im Versiche­rungs­umfeldVersiche­rungs­umfeld können Außendienstmitarbeiter Alexa mittlerweile zur sprachlichen Kommunikation nutzen, indem auf sprachlich-basierte Fragen auch entsprechend geantwortet wird. Es ist wie ein menschlicher Begleiter - der nicht menschlich ist - aber menschenähnliches Verhalten imitiert. Top-Firmen der Branche Versicherungen

Alles, was auf Basis von KI automatisierbar ist, wird automatisiert werden. Darüber hinaus bleibt alles, was im Geschäftsleben mit Kreativität, Instinkt und Business-Sense zu tun hat, in menschlicher Hand. KI kann bestimmte Dinge besser tun als der Mensch - andere aber nicht. Bessere und nachhaltige Entscheidungen werden durch KI gestützt, aber nicht durch KI ersetzt. Dafür ist Intelligenz - die natürliche Intelligenz - erforderlich.

Der oftmals geführte Diskurs ist also aus meiner Sicht keine "Entweder-oder"-Diskussion, sondern eine "Sowohl-als-auch"-Betrachtung von natürlicher und künstlicher Intelligenz. In der Kombination entsteht ein Zweckbündnis, das allen Beteiligten zugute kommt. Insbesondere schafft die KI den erforderlichen Freiraum für mehr Personalisierung und Individualisierung in der Mensch-zu-Mensch-Kommunika­tion. Diese Kombination wird im Geschäftsleben in fünf Jahren ein nächster "Game Changer" für den Geschäftserfolg sein.

Intelligente Zusammenarbeit

Künstliche Intelligenz ist hier, um zu bleiben. Die Zukunft besteht darin, dass Menschen und Maschinen zusammenarbeiten, um die Arbeitsweisen zu verbessern. Trotz weiterer Fortschritte wird deshalb die natürliche Intelligenz von Führungskräften und Mitarbeitern die künstliche Intelligenz flankieren und ergänzen.

Wenn ein KI-System eine Handlungsem­pfehlung ausspricht - zum Beispiel für den Antrag eines Versicherungskunden - sollte im Ideal­fall für alle Menschen in einer identischen Situation dieselbe Empfehlung gelten. KI-Systeme werden von Menschen entwickelt und sind nur so gut wie die entworfenen Algorithmen, wie die Daten, mit denen sie gefüttert werden. Selbst wenn ein Algorithmus eine Empfehlung gibt, unterliegt sie der menschlichen Voreingenommenheit und moralischen Werten. Wenn in einem KI-gesteuerten Auto etwa die Bremsen versagen, muss die Software blitzschnell wählen, wer am meisten geschützt werden soll: Menschen innerhalb oder außerhalb des Autos? Mensch oder Tier?

Dies ist nur ein Beispiel. Es zeigt aber, dass in vielen Bereichen doch natürliche Intelligenz ihre Stärken hat:

  • Individualisierte und einzelfallbezogene Entscheidungssituationen. Während "Einfaches" in Masse und Breite automatisiert wird, sind Einzelfälle aufgrund der fehlenden Datenmenge oft nur sehr schwierig oder gar nicht durch die Maschine zu lösen.

  • Wichtige Entscheidungen, die neben dem Verstand und der Vernunft auch noch "Instinkt" und "Bauchgefühl" erfordern und/oder moralischen und ethischen Prinzipien und Wertvorstellungen folgen.

  • Reflexartig richtige Handlungen in kritischen Situationen (zum Beispiel Unfällen), in denen Menschen intuitiv und situativ auf erlernte Verhaltensmuster zurückgreifen

  • Für die Überwachung der Entscheidungen von Maschinen ist in diesen Fällen als zweite Instanz eine andere "Art" von Intelligenz erforderlich, als die in Maschinen programmierte. Dies gilt umso mehr, da KI-Software oft so komplex ist, dass selbst ihre Programmierer nicht mehr nachvollziehen können, wie die Maschine zu ihren Schlüssen gekommen ist.

Heute sind Einsatz und Nutzung von künst­licher Intelligenz viel weiter fortgeschritten. Mit dem exponentiellen Wachstum an Daten im Geschäftsleben einerseits und den technolo­gischen Fortschritten bezüglich Rechen- und Speicherkapazitäten andererseits wird die transformative Geschwindigkeit dieser Technologien eher zu- als abnehmen. Um sicherzustellen, dass Mitarbeiter und KI in dieser KI-getriebenen Zukunft in der beschriebenen Symbiose effektiv zusammenarbeiten, müssen Unternehmen ihre StrategienStrategien grundlegend neu bewerten. Alles zu Strategien auf CIO.de

Auf breiter Ebene werden die Menschen Hilfe brauchen, um sich an flüssigere und flexiblere Geschäftsprozesse anzupassen. Das bedeutet, sich auf hybride Teams vorzubereiten, die sowohl Menschen als auch fortschrittliche KI-Systeme umfassen. Ein entscheidender Aspekt dabei ist, eine offene Haltung unter Führungskräften und Mitarbeitern gegenüber diesen Technologien zu fördern. Sie müssen der Anwendung von Automatisierung von Routine-Aufgaben vertrauen, anstatt sie zu fürchten, und lernen, sich auf ihre Stärken im Einsatz der natürlichen Intelligenz zu fokussieren.

Wir brauchen Vertrauen sowohl in Technolo­gien als auch in Führungskräfte und Mitarbeiter, damit der Weg zu einer symbiotischen Beziehung zwischen natürlicher und künstlicher Intelligenz reibungslos gebaut werden kann und wir alle davon profitieren. Gerade die Haltung der Mitarbeiter ist entscheidend. Denn: Einige Hindernisse, wie etwa die Angst der Mitarbeiter, durch künstliche Intelligenz obsolet zu werden, finden sich in vielen Organisationen. Um das Vertrauen zu erzeugen, sind die Mitarbeiter zu ermutigen, Optimierungen gegenüber offen zu sein und sich auf Neues gegebenenfalls in eher experimentellem Setting einzustellen.

Kulturelle Maßnahmen

Auch kulturelle Aspekte spielen eine Rolle: Wenn in einem Unternehmen beispielsweise Kundenbetreuer stolz darauf sind, die Bedürfnisse der Kunden genau zu kennen, lehnen sie vielleicht die Vorstellung ab, dass eine Maschine abweichende Ideen zu Produktempfehlungen haben könnte. In der Konsequenz ignorieren sie diese absichtlich.

Auch wenn die Realität (noch) von den Hollywood-Blockbustern abweicht, ist künstliche Intelligenz bereits jetzt ein mächtiges Werkzeug mit vielen praktischen Anwendungen. Wenn KI in dem beschriebenen Sinne als Nutzenbringer und nicht als Konkurrenz zur natürlichen Intelligenz eingesetzt wird, bietet gerade diese Kombination das Potenzial, sich als "Game Changer" für die Geschäftswelt in fünf Jahren zu entwickeln.

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