Mediennutzung im Zeitalter von Web 2.0

Klicken statt Glotzen

19.02.2007
Von Christian Rickens

Reichlich neue Konkurrenz für die gute alte Glotze - aber in Christmanns Augen kein Anlass zur Trauer. "Wir liefern Inhalte", sagt der TV-Manager, "egal auf welchem technischen Weg sie zum Kunden gelangen, egal auf welchem Schirm er sie betrachtet." Für die künftige Finanzierung dieser Inhalte sieht Christmann viele Wege.

Schaffung medienneutraler Inhalte

Beim Fußball- und Seriengucken auf dem Sofa werde es weiterhin Werbeunterbrechungen geben - "denn allein im digitalen Ghetto kann keine Marke geführt werden". Parallel dazu hat Christmann mit Maxdome eine eigene Online-Videothek gestartet. Ohne Unterbrecherwerbung, doch dafür müssen die Nutzer den Filmdownload bezahlen und sich vor Beginn Sponsoringhinweise gefallen lassen.

Und falls sich mit den Amateur-Videoplattformen eines Tages Geld verdienen lässt, möchte Christmann auch an diesem Geschäft teilhaben. ProSieben hat einen 30-Prozent-Anteil am deutschen Youtube-Pendant MyVideo gekauft. Auch dort sollen schon bald 15-sekündige Werbespots vor einzelnen Videoclips laufen.

Über einen weiteren Finanzierungsweg reden die TV-Macher ungern öffentlich. In Zukunft dürften viele TV-Produktionen in zwei Varianten abgedreht werden: einer schleichwerbungsfreien Version, wie sie die Rundfunkgesetze verlangen. Und einer Version für die Verbreitung im Internet, die sich über Product Placement finanziert.

Solche Beispiele machen deutlich: Die Frage, wie weit der Anteil der Online-Werbung noch wachsen und wie sehr das Fernsehgeschäft darunter leiden wird, stellt sich gar nicht. Noch bevor sich der Machtkampf zwischen TV und Internet endgültig entscheidet, werden beide Medien miteinander verwachsen.

So wie heute schon in der Welt von Second Life. Nachdem er den Adidas-Shop verlassen hat, geleitet Claus Nehmzow seinen Avatar mit einigen Tastenklicks zu einer virtuellen Public Viewing Area. Dort läuft auf einer großen Leinwand eine Fernsehsendung, in der ein TV-Moderator anhand kurzer Einspielfilme erzählt, was es Neues gibt in Second Life. Eine virtuelle Fernsehsendung für virtuelle Zuschauer, die von virtuellen Ereignissen in einer virtuellen Welt berichtet.

"Mind-boggling", sagt Nehmzow, "absolutely mind-boggling".

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