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Projektmanagement

Kommentar zum gestoppten SAP-Projekt bei Otto

Stephanie Borgert ist Business Coach und Trainerin bei ihrem Unternehmen DenkSystem mit Sitz in Münster.
Bei Großprojekten ist es wichtig zu unterscheiden zwischen komplex und kompliziert sowie einfach und chaotisch. Beraterin Stephanie Borgert kommentiert das gescheiterte SAP-Projekt bei Otto.

Die Schlagzeile bei CIO.de lautet "Otto kippt SAP-Riesenprojekt". Meine erste Assoziation dazu ist: „Oh je, wieder ein krisengeschütteltes Großprojekt am beziehungsweise im Abgrund." Beim Lesen des Artikels erwarte ich die üblichen Begriffe, Formulierungen und Erklärungen. Und richtig, die Otto GroupOtto Group erklärt, das Projekt sei 'zu komplex' gewesen. Dass der Grad der Komplexität bei Otto auf Grund der vielen Geschäftseinheiten, Fachlichkeiten, Anforderungen, Standorte, zu integrierenden IT-Systeme und beteiligten Menschen sehr hoch ist, kann ich gut nachvollziehen. Top-500-Firmenprofil für Otto Group

Stephanie Borgert ist Coach, Trainerin und Beraterin bei ICT-Coaching.
Stephanie Borgert ist Coach, Trainerin und Beraterin bei ICT-Coaching.
Foto: ICT-Coaching

Aber, warum scheitert das Projekt deswegen? Ist es an der Komplexität selber gescheitert? Wenn ja, was heißt das genau? Ist es daran gescheitert, dass wir in unserer Arbeitswelt noch keine echte Vorstellung davon haben, wie wir mit Komplexität umgehen? Oder daran, dass wir meistens versuchen, mit althergebrachten Methoden, ToolsTools und Techniken in einem komplexen Umfeld erfolgreich zu sein? Der Artikel liefert keine Antwort auf diese Fragen, das Unternehmen Otto wahrscheinlich auch nicht. Alles zu Tools auf CIO.de

Die Konsequenz, die das Scheitern der Zentralisierung mit und durch SAP-Software haben wird, lautet 'Dezentralisierung'. Dazu tauchen auch gleich die nächsten Fragestellungen auf: Soll darüber die Komplexität des Vorhabens reduziert werden? Oder verteilt? Oder verdrängt? Das dritte Buzzword in dem Artikel - 'Analysephase' - verleitet mich zu einer Hypothese: Eventuell geht es den Projektverantwortlichen in der Otto Group ähnlich wie vielen anderen - der Umgang mit der Komplexität ist einfach noch nicht klar.

Wie man komplex mit kompliziert unterscheidet

Bevor man sich damit auseinander setzt, wie Komplexität zu meistern ist, sollte man sie erkennen und unterscheiden können. Wir verwechseln oftmals komplex mit kompliziert. Mit komplizierten Dingen umzugehen, sind wir gewohnt, denn schließlich werden wir in unserem Kulturkreis über Schule, Ausbildung und Studium genau darauf trainiert. Es gilt zu analysieren, zu kategorisieren, die Berechenbarkeit herzustellen und immer die Relation zwischen Ursache und Wirkung benennen zu können. Nach diesen Grundideen werden die meisten ProjekteProjekte aufgesetzt und gemanaged. Das ist ok und zielführend, solange wir uns in einem Umfeld befinden, dass als geordnet zu bezeichnen ist. Alles zu Projekte auf CIO.de

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