Appetit ist noch nicht gestillt

Konsolidierung auf dem BI-Markt

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Hype-Cycle: Neue BI-Technik in den Medien und Jahre bis zum Erreichen der Produktivität.
Hype-Cycle: Neue BI-Technik in den Medien und Jahre bis zum Erreichen der Produktivität.

Auf 606 Millionen Euro beziffert er das Volumen des deutschen Markts für BI-Software im zurückliegenden Jahr. Dabei unterteilt BARC die Umsätze in die Segmente Daten-Management (Verkauf und Wartung von Lösungen für Datenintegration, Datenqualität und Datenspeicherung in Business-Intelligence-/Data- Warehouse- Projekten) und Anwenderwerkzeuge (Lizenz- und Wartungseinnahmen aus Berichts-, Analyse-, Data-Mining-, Planungs-, Konsolidierungs- und OLAPLösungen). Beim Daten-Management liegen schon jetzt die großen Applikations- und Infrastrukturanbieter vorn: Zwar führt der BI-Spezialist SAS die deutsche Rangliste mit einem Marktanteil von knapp 20 Prozent an, darauf folgen aber SAP (14,5 Prozent), IBM (11,7 Prozent) und Oracle (10,6 Prozent). Auf NCR Teradata (ebenfalls 10,6 Prozent) folgt Microsoft (5,5 Prozent) vor dem Datenintegrationsspezialisten Informatica. Damit entfallen schon jetzt mehr als 42 Prozent des Umsatzes im Bereich BI-Daten-Management auf die Branchen-Riesen.

BI-Werkzeuge Sache der Spezialisten

Anders sieht es bei den Anwenderwerkzeugen aus: Hier liegt SAP in Deutschland mit einem Marktanteil von gut zehn Prozent vorn, aber auf den folgenden Rängen finden sich mit SAS (9,5 Prozent), Cognos (9,1 Prozent), Hyperion mit 7,9 Prozent (das 2006 noch nicht zu Oracle gehörte) und Business Objects (7,4 Prozent) ausgewiesene BI-Spezialisten. Dass der BI-Markt sich nahezu zur Hälfte in reine BI-Anbieter und in große Applikationsanbieter aufteilt, bestätigt auch eine andere Marktuntersuchung. Die Marktforscher von Lünendonk haben in ihre BI-Studie lediglich solche Unternehmen aufgenommen, die mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes mit BI-Software machen. Auf 312 Millionen Euro beziffern sie den Umsatz mit Business-Intelligence-Produkten in Deutschland für das Jahr 2006 - eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr um 7,9 Prozent. Das Wachstum mit BI-Software läge damit merklich über dem von Bitkom ermittelten Schnitt der gesamten IT-Branche von 5,4 Prozent.

BI-Zugang bis in die Fachbereiche

Im internationalen Vergleich ist das dennoch eine eher bescheidene Zuwachsrate: Mit 9,5 Prozent durchschnittlichem jährlichen Wachstum der BI-Investitionen weltweit rechnet die Gartner Group bis zum Jahre 2010. Es sind vor allem zwei Entwicklungen, die nach Einschätzung der Gartner-Analysten das Umsatzwachstum treiben: die zunehmende Anzahl von BI-Nutzern in den Unternehmen und der sich ausweitende Funktionsumfang von BI-Installationen. Hatten früher nur Top-Manager und Controller Zugang zu den Berichten und Analysen der BI-Systeme, so sind es heute Fachabteilungsleiter, Gruppenleiter und Sachbearbeiter - und zunehmend auch Kunden, Geschäftspartner und Lieferanten.

Und der Leistungsumfang von BI-Systemen ist größer geworden: Mit Scorecards, Management Dashboards, ausgefeilten Prognosemechanismen und Visualisierungs-Tools verschiebt sich der Einsatzbereich von BI-Systemen vom rückblickenden Reporting-Werkzeug mehr und mehr zum Instrument der strategischen Unternehmenssteuerung. Komplette CPM-Suiten (Corporate-Performance Management), die heute noch bei weniger als fünf Prozent der Unternehmen im Einsatz sind, werden sich laut Gartner schon innerhalb der nächsten zwei Jahre breitflächig durchsetzen und den gesamten Komplex von Planung, Budgetierung, Forecast, Scorecards und Finanzkonsolidierung wesentlich verbessern.

Die Anwender könnten von der Situation auch in finanzieller Hinsicht profitieren: Die Konkurrenz im Business-Intelligence-Markt durch die großen Software- und Infrastrukturanbieter werde bei insgesamt steigenden Umsätzen zu einem verstärkten Konkurrenzkampf und flexibleren Preismodellen führen, vermuten die Gartner-Analysten.

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