Forschungskooperationen mit Hochschulen

Kostengünstiger Wissenstransfer

03.06.2002
Von Marita Vogel



Über eine so kompetente Hilfestellung dürfen sich KMU dagegen nur selten freuen; dabei hätten gerade Unternehmen mit bescheidenerem Entwicklungsetat diese Unterstützung nötig: Die öffentlich-rechtlichen Forschungseinrichtungen stellen ihre Arbeit in der Regel zu einem Kostensatz nach BAT-Tarif zur Verfügung. "Damit sind wir im Vergleich zu privaten Unternehmen deutlich günstiger", weiß auch TUM-Professor Broy. Er schätzt, dass die Leistungen großer Unternehmensberatungen "um den Faktor zwei teurer sind".

Diesen Kostenvorteil kennen und nutzen natürlich auch Hilfe suchende Unternehmen. Doch sobald eine Forschungseinrichtung den Verdacht schöpft, dass Kostenüberlegungen Hauptmotiv für die gewünschte Kooperation seien, werden die Schotten dicht gemacht: "Wir werden dann sehr hellhörig", sagt Broy. Seine Fakultät übernehme einen Auftrag grundsätzlich nicht, wenn ein Software-Haus Ähnliches liefern könnte. Das wider-spreche dem Forschungsauftrag der Universitäten.

Mit diesem Problem muss sich auch das FZI Karlsruhe auseinander setzen. Dessen Kooperationspartner, TLON, macht keinen Hehl daraus, dass der Wissenstransfer auch finanzielle Vorteile biete: "Wir haben eine Kostenersparnis von drei Mannjahren", sagt Geschäftsführer Thamburaj. Dem FZI, bei dem 80 Wissenschaftler etwa 16 Millionen Euro erwirtschaften, behagen solche Äußerungen gar nicht: "Wir wollen und dürfen Unternehmensberatern und Software-Häusern keine Konkurrenz machen", sagt Peter Weiß, FZI-Abteilungsleiter des Verbindungsbüros für Forschung und Wirtschaft. Das FZI wolle neue Technologien entwickeln, transferieren und schließlich zur Anwendung bringen; an einer Markteinführung bestehe kein Interesse.

Keine Garantie für funktionierende Technik

Evren Eren, Professor für Informatik an der FH Dortmund, umschifft diese Klippe auf eigene Weise. Er ist nebenbei Gesellschafter von Nevarsa, einer Firma, die Multimedia- und E-Business-Lösungen anbietet. Auf der Website wirbt Eren mit der "intensiven Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft", durch die KMU "vom aktuellen Branchen-Know-how von Nevarsa profitieren".

Die Entwicklungsleistungen kann er deutlich günstiger als andere Firmen offerieren, weil er Teilaufträge von Nevarsa-Kunden durch Informatikstudenten seines Lehrstuhls ausführen lässt. "Wir verfügen über günstige Kapazitäten; diesen Vorteil geben wir auch an unsere Kunden weiter", so Eren. Die studentischen Kräfte führen Marktanalysen oder Marktforschungsstudien durch; Software- oder Infrastrukturprojekte können im Laborbetrieb der FH getestet werden, soweit dies in Kooperation mit der Fachhochschule geregelt wurde.

Doch günstige Forschungskooperationen haben auch Nachteile, die im schlimmsten Fall das Bestehen einer Firma gefährden können: Sie bergen stets das Risiko, dass die Technik gar nicht oder nicht zum vereinbarten Zeitpunkt funktioniert, warnt FZI-Mann Weiß. "Dieses Risiko müssen die Kooperationspartner eingehen können." Doch vor allem für KMU sei dies häufig ein elementares Problem.







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