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Globale Infrastruktur

Kühne + Nagel migriert auf Open Source

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Linux und Java sind nicht kostenlos

Mit der Konsolidierung wurde gleichzeitig ein Business-Continuity (BC)- und Desaster-Recovery (DR)-Konzept realisiert.
Mit der Konsolidierung wurde gleichzeitig ein Business-Continuity (BC)- und Desaster-Recovery (DR)-Konzept realisiert.
Foto: Kühne + Nagel Inc.

"Offene Systemlandschaften sind ohne Zweifel leistungsfähiger als proprietäre Systeme, aber der Preis dafür ist eben auch eine höhere Komplexität, die gemanagt werden muss", erklärt Nagel. Natürlich rechnet er mit Kosteneinsparungen, weiß aber auch, dass Linux und Java nicht kostenlos zu betreiben sind: "Bei offenen Systemen fallen neben den geringeren Hardwarekosten zwar die Lizenzgebühren weg, aber der Aufwand für Support, Wartung und Administration ist erheblich und natürlich nicht gratis zu haben. Um eine Open-Systems-Landschaft in großem Stil zu betreiben, muss man in Prozesse, StandardisierungStandardisierung und VirtualisierungVirtualisierung investieren." Alles zu Standardisierung auf CIO.de Alles zu Virtualisierung auf CIO.de

Inzwischen ist das Importmodul der Applikation "AirLOG" für Luftfracht auf Java/Linux portiert und wird seit Oktober 2012 in einem ersten Release weltweit ausgerollt, ebenso wie das Finanz- und Controlling-System "Acon". Die Seefracht-Import-Applikation "SeaLOG" soll als Nächstes folgen, Ende kommenden Jahres dann die Exportmodule. Und auch die Rechenzentren (RZ), die Kühne + Nagel weltweit betreibt, sind in Umstellung begriffen. Auf absehbare Zeit wird es noch einen Parallelbetrieb der alten AS400- und der neuen x86-Systeme geben.

Die Konsolidierung der weltweiten Rechenzentren für die strategischen Systeme auf die drei Standorte Hamburg, New York und Hongkong ist bereits seit 2008 abgeschlossen. "Verteilt über die Zeitzonen können wir mit diesen drei Standorten einen effizienten Rund-um-die-Uhr-Service sicherstellen, weil immer ein RZ zu Tagesarbeitszeiten zur Verfügung steht." Mit der Konsolidierung wurde gleichzeitig ein Business-Continuity (BC)- und Desaster-Recovery (DR)-Konzept realisiert, das bei einem Ausfall die Übernahme der gesamten Arbeitslast durch ein anderes RZ ermöglicht.

Parallel zur Konsolidierung der Rechenzentren fand in den vergangenen beiden Jahren die Reorganisation der regionalen IT in drei Service Center (EMEA, Americas und Asia Pacific) statt. Am Hauptsitz der deutschen Kühne + Nagel-Organisation in Hamburg ist neben dem EMEA-Service-Center auch das globale IT-Service-Center angesiedelt, von wo aus die zentrale IT des Unternehmens gesteuert wird. Hier sind die Ressourcen und das IT-Know-how des Unternehmens gebündelt, hier fallen alle Entscheidungen, die unternehmensweite Standards und die globale Infrastruktur- und Applikationslandschaft betreffen.

Allerdings sind der zentralen Steuerung in einem weltweit agierenden Logistikunternehmen Grenzen gesetzt: "Wir versuchen, überall dort, wo es sinnvoll und vorteilhaft ist, Standards und zentrale Lösungen umzusetzen." Aber weltweit ist das nicht durchzuhalten, zu unterschiedlich sind die Gegebenheiten und Anforderungen in den einzelnen Regionen. Zum Beispiel weichen Zollerklärungen in den einzelnen Ländern erheblich voneinander ab. Dabei geht es nicht nur um die Sprache, sondern auch um die jeweiligen Zoll- und Steuergesetze. "Es wäre sicher nicht sinnvoll, in der IT-Zentrale die Zollerklärungen für jedes Land dieser Welt zu programmieren", sagt Nagel, "hier setzen wir auf die Kompetenz unserer Service-Center."

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