Chinesen fast am Ziel

Kuka-Übernahme steht fast nichts mehr im Weg

11.12.2016
Die Roboter des Traditionsunternehmens Kuka stehen für die Automatisierung der Industrie wie kaum eine andere Maschine. Doch künftig dürfte der deutsche Vorzeigebetrieb in chinesischer Hand sein. Die letzte Hürde auf dem Weg dorthin wird aus dem Weg geräumt.
Künftig haben die Chinesen einen Blick drauf: Kuka Roboter beim Punktschweißen
Künftig haben die Chinesen einen Blick drauf: Kuka Roboter beim Punktschweißen
Foto: Kuka Systems

Die Bilder mit den Robotern des Herstellers KukaKuka gingen in diesem Jahr um die Welt. Im April ließen sich US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine der High-Tech-Maschinen der Augsburger bei der Hannover Messe vorführen. Im September tanzte dann die unterschenkelamputierte Snowboarderin Amy Purdy bei der Eröffnungsfeier der Paralympics in Rio de Janeiro mit einem Kuka-Roboter. Top-500-Firmenprofil für Kuka

Doch in der Welt der Politik und Wirtschaft war eine andere Kuka-Geschichte monatelang präsent: Der chinesische Investor Midea wird nach einem erfolgreichen Kaufangebot Anfang des kommenden Jahres fast alle Aktien des deutschen Vorzeigeunternehmens übernehmen. Derzeit werden die letzten Hürden bei dem Geschäft übersprungen. Fast alle Genehmigungsbehörden haben bereits grünes Licht gegeben.

Probleme gibt es allerdings mit Rüstungsgeschäften von Kuka in den USA. Dort prüfen zwei Behörden Übernahmen darauf, ob das Geschäft sicherheitsrelevante und militärische Interessen der USA tangiert. Wegen eines chinesischen Investors bei einem Lieferanten wie Kuka könnten die Aufsichtsbehörden ein Veto einlegen.

Dies betrifft nach Angaben von Kuka-Vorstandschef Till Reuter zwar nur einen Teil des Flugzeugindustriegeschäfts in den Staaten. Aber: "Wir haben festgestellt, dass sich unsere zivilen und militärischen Aktivitäten in dem Bereich Aerospace in den USA nicht wirklich gut trennen lassen." Daher soll dieser Bereich bis Anfang 2017 verkauft werden. Dann könnte die Übernahme wie geplant im ersten Quartal 2017 abgeschlossen werden, ist sich Reuter sicher.

Der Haushaltsgerätehersteller Midea war im Frühjahr bereits mit 13,5 Prozent an Kuka beteiligt. Dann machten die Chinesen den anderen Aktionären das Angebot, für 115 Euro die restlichen Papiere zu übernehmen. Da der Preis weit über dem Börsenkurs lag, machten die Aktionäre reihenweise von dem Angebot Gebrauch. Auch Kuka-Spitzenmanager gaben ihre Papiere ganz oder teilweise ab. Letztlich wird Midea künftig 94,6 Prozent der Aktien halten. Rund 3,7 Milliarden Euro hat sich Midea das Übernahmeangebot kosten lassen.

Dabei ist Midea kein Einzelfall. Immer mehr chinesische Investoren interessieren sich für technologisch führende deutsche Unternehmen. Aktuell wollen Chinesen bei Osram einsteigen. Die Arbeitnehmervertreter des Lichttechnikkonzerns gehen deswegen gerade auf die Barrikaden. Hingegen gab es bei Mideas Übernahme des Roboterspezialisten kaum Widerstand von der Gewerkschaft.

Dies lag in erster Linie daran, dass Midea vertraglich zugesichert hat, die 12600 Arbeitsplätze bis zum Jahr 2023 zu erhalten. "Dieser Zeitraum geht deutlich über bekannte Vereinbarungen hinaus", begrüßte Augsburgs IG-Metall-Chef und stellvertretender Kuka-Aufsichtsratschef Michael Leppek die Vereinbarung.

Da Kuka als eines der Schlüsselunternehmen der sogenannten Industrie 4.0 gilt, stand die Übernahme allerdings mehr als andere im Fokus der Politik. Als Midea das lukrative Übernahmeangebot vorlegte, hofften viele in Berlin und Brüssel auf eine Gegenofferte eines europäischen Konzerns - letztlich vergeblich. (dpa/rs)

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