Offen kommunizieren und unangenehme Wahrheiten ansprechen

Kurzatmiges Hire und Fire vernichtet Unternehmswerte

09.02.2009
Von Eva Buchhorn und Henrik Müller

Aber wie kann ein Vorstandsvorsitzender in diesen Zeiten führen, Vertrauen stiften, Sicherheit geben?

Vor allem sollte er nicht das Klischee verbreiten, in schweren Zeiten hänge alles vom Mann an der Spitze ab. Das ist veraltetes Denken. So kann man heute kein Unternehmen mehr führen.

Sondern wie?

Vertrauen kann nur aus der Kultur des Unternehmens erwachsen. Und aus dem Glauben an das Team an der Spitze.

Die Mannschaft ist der Star - machen Sie es sich da nicht ein bisschen einfach?

Im Gegenteil. Die Zeit der Alleinherrscher ist endgültig vorbei. Heutzutage müssen Sie sich mit einem hervorragenden, starken Team umgeben und dafür sorgen, dass die Intelligenz der Gruppe Wirkung zeigen kann. Die Intelligenz des Teams ist immer größer als die des einzelnen Mitglieds. Damit sie sich entfalten kann, benötigen Sie eine lebendige Streitkultur. Fatal sind Schattenkabinette und Scheindiskussionen. Eine eindimensionale Fixierung auf den CEO schwächt das ganze Unternehmen.

Talentmanagement: Kernaufgabe guter Unternehmensführung

Sie erhalten intensive Einblicke in viele deutsche Konzerne. Wie häufig begegnet Ihnen ein Vorstandsteam, dessen Mitglieder so partnerschaftlich zusammenarbeiten, wie Sie es eben beschrieben haben?

Eher selten. Natürlich gibt es auch beispielhafte Vorstandsgremien, die uns wirklich beeindruckt haben - Mannschaften, wo alles zueinanderpasst, wo die Zusammenarbeit hervorragend ist, wo sich die Talente ideal ergänzen.

Jetzt würden wir gern Namen hören.

Damit werde ich nicht dienen. In der Regel liegen Licht und Schatten nah beieinander: Auf jeder Managementebene sind etwa 20 Prozent der Leute am falschen Platz. Weitere 20 Prozent sind eine fast ideale Besetzung. Der Rest liegt irgendwo dazwischen.

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