Kündigungen von Vorständen auf Rekordniveau

Leistungsbilanz deutscher Manager fällt ungenügend aus

17.05.2004
Von Thomas Zeller

Verweildauer von Verantwortung abhängig

Je verantwortungsvoller die Position, desto kürzer die Verweildauer an der Unternehmensspitze: Auf diese Faustformel lassen sich die Ergebnisse der Studie bringen. Danach liegt die durchschnittliche Verweildauer 2003 global bei 7,6 Jahren. Nordamerika hält seine CEOs mit 8,4 Jahren am längsten, Europa bringt es auf nur rund 6,6 Jahre. Eine Ausnahme bildet dabei der deutschsprachige Raum. Hier bringen es Führungsspitzen auf durchschnittlich 7,9 Jahre Betriebszugehörigkeit.

Anscheinend gibt es auch einen Zusammenhang zwischen der Fluktuation und der Erfahrung der Manager. Unternehmenslenker, die zum Abdanken bewogen werden, waren bei ihrem Amtsantritt im Schnitt 49 Jahre alt. CEOs, die dagegen altersbedingt aus den Firmen ausscheiden, waren bei ihrem Amtsantritt durchschnittlich fünf Jahre älter.

Aufsichtsrat in der Pflicht

"Effektive Corporate Governance bedeutet nicht nur, sich von leistungsschwachen Unternehmenslenkern zu trennen, sondern zielt vor allem auf eine Verbesserung der Management Performance", sagt Klaus-Peter Gushurst, Managing Partner von Booz Allen Hamilton für den deutschsprachigen Raum. Zudem, so seine Forderung, sollten Aufsichtsräte bedeutend mehr Kraft in die Entwicklung geeigneter interner Nachfolger stecken: "Die Vorstellung eines fremden Retters ist Luxus, oder besser, ein teurer Mythos. Aufsichtsräte sollten mit CEOs eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten, ihnen helfen, erfolgreich zu werden und mit ihnen eine reibungslose, interne Nachfolge planen."

Diese Rolle des Aufsichtsrates, so Gushurst, sei der nächste Meilenstein hin zu einer besseren Performance deutscher Unternehmen und warnt vor der Illusion, dass extern rekrutierte CEOs hier erfolgreicher seien.

Booz Allen Hamilton untersuchte die 2.500 weltweit größten Unternehmen sowie die Entlassungsgründe von 237 Vorständen. Im deutschsprachigen Raum analysierte die Beratung das Ausscheiden von 30 CEOs in 293 Top-Unternehmen. Analysiert wurde zum einen die Unternehmensleistung, zum anderen fanden öffentlichkeitswirksame Ereignisse, die in den Zeitraum der Kündigung fielen, Beachtung. Booz Allen Hamilton verglich die Daten mit vorhandenen Ergebnissen aus den Jahren 1995, 1998, 2000, 2001 und 2002.

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